In einem Interview hat Margareta Ferek-Petric einmal gesagt: »Die Flöte bietet ein großes Spektrum an Möglichkeiten, die ich als wesentlich beim Komponieren betrachte – sie erlaubt subtil und rau zu sein, die Klischees klassischen Schönklangs zu erkunden, ist aber auch in der Lage den Klang einzutrüben und ihn in neue Richtungen einer experimentellen Abstraktion zu lenken.« In ihrem Ensemblestück fire walk with(out) me setzt die Komponistin gleich zwei Flöten ein, eine Bassflöte und eine Paetzold-Blockflöte, jene moderne Großbassblockflöte, deren viereckiges Luftrohr einen stabilem Stand, eine enorme Länge und somit sehr tiefe Tonlagen erlaubt. Dazu kommen Harfe und Cembalo. Das Stück wurde im September 2017 vom Ensemble Airborne Extended uraufgeführt, im Rahmen der Finissage zur Ausstellung Woman. Feministische Avantgarde der 1970er Jahre im Mumok im Wiener Museumsquartier.
Neben improvisatorischen Elementen ist fire walk with(out) me vor allem von ausgeweiteten Spieltechniken geprägt. In den Partien der Flöten treten doppelte Staccati auf, Pizzicati mit viel Luft, Atemgeräusche und Klänge mit vokalen Lautäußerungen. Die Harfe wird zuweilen mit einem Superball, einem Gummiball mit Stab, als Schlägel gespielt, mit den Fingernägeln statt Fingerkuppen, mit Streicherbogen oder Metallstab. Das Cembalo kann auch zwischendurch mit einem Holzstab bedient werden, unterschiedliche Techniken zur Dämpfung des Klangs erzeugen zudem verschattete Cluster. Lässt man die moderne Paetzold-Blockflöte einmal außer Acht, könnte die Besetzung Flöte, Harfe, Cembalo Assoziationen an Barock und Rokoko zulassen. Tatsächlich wird diese historische Aura einmal kurz ins Spiel gebracht, aber schnell wieder verworfen. Stattdessen zieht das Stück als furioser Gang durch klüftige Felsen, schattige Täler und gefährliche Schlammlandschaften in seinen Bann.
Eckhard Weber