Ironie und Zeitkritik spielen in die Musik von Manuela Kerer ein. Ihr Ensemblestück Kaput II kam im Dezember 2017 beim Festival »Leicht über Linz« mit dem Wiener Ensemble Airborne Extended zur Uraufführung. Der Titel Kaput folgt der englischen Schreibweise des Lehnworts »kaputt« aus dem Deutschen, was wiederum aus dem Jiddischen, kaput für »verloren, tot«, abgeleitet ist. Im Stück werden musikalisch und performativ die Themenfelder Funktionsuntüchtigkeit und Müll auf mehreren Ebenen verhandelt: Zunächst sind die Instrumente für die Aufführung besonders präpariert, nämlich in Müllsäcke verpackt, auf diese Weise »tonal beeinträchtigt«. Dementsprechend ist der Zugriff der Ausführenden ein völlig anderer als herkömmlich. Zu Beginn sind jedoch jene Noten zu hören, welche die Komponistin während der Entstehung verworfen hat, sozusagen der musikalische »Müll« dieses Stücks. Eingespielt wird dies als rhythmisch treibende Dauerschleife, erzeugt auf Midi-Instrumenten, also in Form elektronisch erzeugter, künstlicher Sounds, die Surrogate von Blockflöten- und Gitarrenklang wiedergeben. Somit industrielle Massenware, wie sie seit den 1980er Jahren populär wurde – »musikalischer Müll« in den Ohren der Komponistin. Im Verlauf des Stück legt sich das Ensemble auf dem Podium mit der eingespielten Klangkonserve musikalisch an.
Eckhard Weber