Maja Solveig Kjelstrup Ratkje: Concerto for Voice (moods IIIc)

Ich schrieb Concerto for Voice (moods IIIc) für Stimme und Orchester, um zu erforschen, was passiert, wenn man eine nah mikrofonierte, extrem individuelle und autodidaktisch trainierte Stimme vor einem Orchester platziert. Ich war – sowohl in meiner Rolle als Komponistin wie auch als Sängerin – ungeheuer neugierig auf dieses Experiment, als ich 2005 das erste Mal die Gelegenheit dazu bekam: Ich erhielt einen Kompositionsauftrag von Radio France für das Norwegische Rundfunkorchester. 2007 entstand eine kleinere Sinfonietta-Fassung des Stückes. Und 2015 schließlich bekam ich die Chance, eine Version für voll besetztes Orchester zu schreiben, die beim Trondheim Chamber Music Festival uraufgeführt wurde. 

Am besten ist es, das Stück live zu hören. Denn die Distanz und die Lautstärke der Klangquellen sind unvorhersehbar. Die Musik spielt mit unserer Erwartung, die wir an Orchestermusik und ihre eigentümliche Klanglichkeit haben. Es gibt weder einen Text noch eine Bezugnahme auf Literatur oder ein bestimmtes Narrativ, das mit der Wahl der Mund- und Stimmgeräusche verbunden ist. Und dennoch durchzieht das Stück ein metaphorisches Moment, das traditionell mit Sprache und Semantik verbunden ist: die Schreibmaschine. Dieses Gerät ist nicht nur symbolisch, sondern auch hörbar mit der Solostimme verbunden – als ob es versuchen würde, Worte und Sätze aus den einzelnen Stimmklängen zu formen.

Der Orchesterpart des Stückes ist sorgfältig auskomponiert. Dagegen folgt der Stimmpart – mit nur wenigen Ausnahmen bei lang ausgehaltenen Tonhöhen – einem improvisatorischen Konzept. Außerdem streift die Musik das Feld der Spektralharmonik, fokussiert aber ebenso gedankliche Konzepte der Musique concrète. Insgesamt ist Concerto for Voice (moods IIIc) in der Form eines Instrumentalkonzerts gehalten, bei dem sich Solist und Orchesterapparat mal als Partner, mal als Kontrahenten begegnen.

Maja Solveig Kjelstrup Ratkje