Katherine Balch: Musica Spolia

(2021) 6‘ – für Flöte, Violine, Schlagzeug und Klavier

Musica Spolia versucht, den Unfug, die Verspieltheit und den mikrokosmischen Weltaufbau der Kindheit einzufangen. Ich habe dieses Stück komponiert, als ich in Rom, Italien, lebte. Mein eigenes Mäandern durch die Stadt erinnerte mich an meine vom Tagesanbruch bis zur Abenddämmerung dauernden Erkundungstouren des Wüstencanyons am Haus meiner Kindheit in San Diego, Kalifornien. Die Stadt Rom ist für mich eine pastellene Wiedergabe vom Braun und Salbeigrün der zotteligen Wüstenflora meiner Kindheit. Sie ist überwuchert von Spolien, den architektonischen Überresten aus älteren Epochen, von Glockenblumen und Efeu und anderen Pflanzen, die aus Mauern, Statuen und Verzierungen herauswachsen. Sie versehen die alten Monumente zufällig, mitunter sehr wild, mit reichhaltigem Dekor. Die gefundenen, recycelten oder gestohlenen Materialien – mit ihrer Energie einer bewegten Vergangenheit an neuer, unpassender Stelle – haben ihren Weg in dieses kurze Musikstück gefunden. Ich habe es als das Jäger-Sammler-Ich meiner Kindheit komponiert, habe Weggeworfenes und Erinnerungsstücke an Miniatur-Abenteuer zusammengeklaubt. Diese Komposition ist ein gemeinsames Auftragswerk von L’Instant Donné and Young Concert Artists, Inc. Es liegt vor als Trio für Flöte, Bratsche und Klavier sowie als Quartett für Flöte, Geige, Schlagzeug und Klavier. Es ist mit Zuneigung Saori Furukawa und Anthony Trionfo gewidmet.

Katherine Balch
(Übersetzung: Ecki Ramón Weber)

Musica Spolia seeks to capture the mischief, playfulness, and microcosmic world-building of childhood. I wrote this piece when living in Rome, Italy and found my own meanderings around the city as reminiscent of my dawn-til-dusk explorations of the desert canyon outside my house growing up in San Diego, California. The city of Rome is a pastel rendering of the brown and sage-green scraggly desert flora of my childhood. It is overgrown with spolia, like the campanula and ivy that spill out of the walls, statues and ornate treasures decorate the ancient monuments haphazardly, sometimes frantically. These found, recycled, or stolen materials and their misplaced, agitated energy find their way into this short piece, which I composed like my childhood hunter-gatherer self, collecting scraps and mementos from miniature adventures. This piece was co-commissioned by L’Instant Donné and Young Concert Artists, Inc., and exists as both a trio for flute, viola, and piano, and a quartet for flute, violin, piano, and percussion. It is dedicated with affection to Saori Furukawa and Anthony Trionfo.

Katherine Balch