Der Berliner Komponist Johannes Kreidler arbeitet mit Begeisterung intermedial, er überrascht neben seinen Musikstücken immer wieder als einfallsreicher Konzeptkünstler und zudem als sein eigener Performer – und dies mit Ausstrahlung. In vielen seiner Arbeiten hinterfragt er so kritisch wie lustvoll künstlerische Produktionsbedingungen, Formate und Kunstverständnis. Er stellt beispielsweise Fragen nach Autorschaft oder geistigem Eigentum und kommt zu überraschenden Einsichten und Antworten – pointiert, gerne mit hintersinnigem Witz und herausfordernd irritierend. Johannes Kreidler gehörte vor zehn Jahren zu den ersten Komponisten, die für LUX:NM: Auftragswerke geschrieben haben. Im aktuellen Projekt sind die Mitglieder des Ensembles in erster Linie als Akteure und Performer gefragt: Sie treten in einem Film auf, ein Medium, das Kreidler augenblicklich sehr interessiert. Zu Film 2 hat er bemerkt: »Die ›Film‹-Reihe besteht aus Stücken mit Musiker*innen im Medium des Films. Einem ›aufgelösten Musikbegriff‹ folgend werden zum Klang auch Videorhythmen, die Visualität von Instrumenten und Performance, von Noten und Schallwellen sowie die Bedeutung von musikalisiertem Text, von Dirigier-Gesten und weiteren Bildern komponiert. Trotz Produktion vorab verstehen sich die ›Filme‹ als Aufführungsstücke, sie sind dem Konzert- / Kino-Betrieb vorbehalten.
Film 2 ist ein Auftragswerk des Ensemble LUX:NM, er entstand aus Aufnahmen mit seinen Mitgliedern und dem Komponisten heraus; als Textmaterial dient eine computergenerierte ›Lyrik‹, die auf Philosophie- und Musiktheoriebücher zurückgreift. Sujets wie Küssen, Selbstmord und Umgestaltungen von Werken der Kunst- und Kinogeschichte fügen sich bei Film 2 in einen primär stilisierenden, rhythmisch organisierten Ablauf.«
Eckhard Weber