Iris ter Schiphorst & Felicitas Hoppe: 
Was wird hier eigentlich gespielt?

Doppelbiographie des 21sten Jahrhunderts

Was wird hier eigentlich gespielt? Was ist ein Leben, was ist ein Werk? Wie vertont und vertextet man Leben und Wünsche? Wie liest sich das, wie hört sich das an? Und: Wie entkommt man dabei dem autobiographischen Mythos und dem Gefängnis der scheinbar vertrauten eigenen Mittel? Die Antwort ist einfach: Indem man sein Gegenüber anschaut. Genau das haben Iris ter Schiphorst und Felicitas Hoppe getan. »Endlich spielen statt schreiben«, sagt die Schriftstellerin, und die Komponistin entgegnet: »Erst wenn man schreibt, wird es hell!«

In einem permanenten Austausch zwischen Literatur und Musik, exklusiv für das Ensemble Ascolta und ihr Projekt Echoräume erarbeitet, haben sie sich gegenseitig ihr Leben erzählt, über Jahre Briefe geschrieben, auf gemeinsamen Spaziergängen und am Telefon über die Möglichkeiten und Grenzen zwischen Text und Ton befragt und dabei immer wieder ihre Mittel in die Waagschale geworfen. Dabei sind sie zwei eigensinnigen Kindern begegnet, die ein provozierendes Märchen der Brüder Grimm vor den Spiegel der je eigenen Gegenwart stellen.

Eine so ernsthafte wie selbstironische Standortbestimmung; künstlerische Selbstverständigung zwischen Corona, Schreibmaschine und Taktstock, die nicht nur Eurydike zurück aus der Unterwelt holt, sondern, mit Orpheus, ein Votum für das gefährliche Umdrehen ins Hier und Heute ist: »Sing, damit ich dich besser lese! Schreib, damit ich dich hören kann!« Wie sehr es dabei zur Sache ging, beweist das Ergebnis: ein Stück, in dem Text und Musik, zwischen Widerstand und Ergebung, abwechselnd um ihre Plätze kämpfen, um am Ende, im «Leichentuch der Revolution», in einem gemeinsamen Plädoyer zueinander zu finden: Geht doch!

Bleibt am Ende die Frage: Was wird hier eigentlich gespielt?, wenn mit Pomp und Posaune zwischen Musikvirtuosen und professionellen Kunstpolizisten ein Werk in Szene gesetzt wird, das endlich wieder mit Nachdruck den Homo ludens in den Vordergrund stellt und, von Salome Kammer performativ in Szene gesetzt, die Arena einer scheinbar vergänglichen Kunst bespielt, die nur kurzfristig in einem Feuerwerk untergeht, um am Ende durch Witz und Widerstand wie Phönix aus der Asche wieder aufzuerstehen.

Mit Anja Kampmann und Elnaz Seyedi im Boot, die mit uns gemeinsam die Echoräume bespielen, rufen wir, einmal mehr: GEHT DOCH!

Iris ter Schiphorst, Felicitas Hoppe