Gordon Kampe: Knapp

Fassung für Kontrabassklarinette/Bassklarinette, Baritonsaxophon, Posaune, 2 Violoncelli, Akkordeon und Zuspiel

Gordon Kampe, seit kurzem Professor für Komposition und Musiktheorie in Hamburg, ist gewissermaßen der »Hauskomponist« von LUX:NM:. Er schätzt gerade die heterogene Besetzung des Ensembles mit ihren »kernigen Instrumenten«, wie Kampe dies nennt, und lässt sich gerne dadurch zu neuartigen Klangkombinationen inspirieren. Kampes Ensemblestück Knapp versammelt sechs lapidare Charakterstücke, entstanden aus Material, das den Komponisten in letzter Zeit beschäftigt hat: schlimm und dumpf, Training/Drone, Lied, Tanzen, Nerven, fast nicht mehr. Für einige dieser Miniaturen sind konkrete Zuspielungen vorgesehen. In Lied wird das bei Laienchören beliebte Engellied zugespielt, ein Rückblick auf Kampes Zeit als Kirchenmusiker, eine Tätigkeit, die er neben seinem Hauptberuf als Komponist und Hochschullehrer lange Jahre bis 2017 in der Gemeinde der Johanniskirche in seiner Heimatstadt Herne ausgeübt hat. In diesem Rahmen erstellte er im Lauf der Zeit viele Mitschnitte aus dem Alltag des Gemeindelebens. Das schlichte Pathos der Interpretation einer betagten Dame aus einem Kirchenkreis wird deutlich herausgestellt, intendiert als empathische Hommage, exemplarisch gewidmet den vielen ungenannten Menschen, die sich engagiert zivilgesellschaftlich einbringen. Im Gegensatz dazu werden in den Sätzen Training/Drone und Tanzen Samples aus einer Tanzprobe an der Folkwang Universität der Künste in Essen – das Quietschen von Sohlen auf dem Boden, Lautäußerungen – mit dem instrumentalen Satz der Sextett-Besetzung amalgamiert.

Eckhard Weber