Georges Aperghis hat in den 1970er Jahren als Komponist seine eigene Theatergruppe gegründet, das Atelier Théâtre et Musique, das in einem Pariser Vorort mit politischem Anspruch und Lust aufs Experiment eine lebendige, neuartige Musikdramatik ausprägte. Er hat sich in unterschiedlichen Formen mit Musiktheater beschäftigt, schrieb etwa eine Reihe abstrakter Miniaturdramen, später kamen Tanztheater und Film hinzu. Damit verbunden ist die intensive Beschäftigung mit der menschlichen Stimme als wichtiges Betätigungsfeld im Komponieren von Georges Aperghis. Musiktheater, überhaupt dramatisch-szenische Aktion, das Performative und das Visuelle fließen stets auch in seine Kammermusik mit ein. Er hat einmal erklärt, dass sich in seiner Vorstellung beim Komponieren »immer so ein kleines imaginäres Theater abspielt«. Dementsprechend komponiert er in seinen Instrumentalwerken Klanggesten und geht durchaus von sprachlichen Einheiten aus, selbst bei Stücken ohne jegliche Textvorlage. Man könnte seine Solowerke insofern geradezu als eine neuartig gedachte musikalische Klangrede bezeichnen. Die Kontrabassklarinette gehört wegen ihrer charakteristischen Klangfarben zu den Lieblingsinstrumenten von Georges Aperghis. Sein Stück Solo für Kontrabassklarnette wurde 2014 bei den Internationalen Ferienkursen für Neue Musik in Darmstadt von Ernesto Molinari uraufgeführt.
Eckhard Weber