Sie habe lange gewartet, eine Canzone zu schreiben, gesteht die italienische Komponistin Francesca Verunelli. Im Jahr 2016 schließlich schrieb sie mit Ultimi fiori jene Canzone, 2018 wurde das Werk noch einmal überarbeitet. Ultimi fiori ist die künstlerische Verarbeitung einer gravierenden persönlichen Erfahrung.
»Diese Melodie spricht vom Tod, von einem Tod, der mich aus der Nähe berührt hat, und von dieser quasi unüberwindlichen Schwierigkeit, das ›nie mehr‹ zu verstehen, und davon, in dieser Zerrissenheit und in der endgültigen Trennung zu leben.«
Die Canzone ist also gewissermaßen ein Abschiedslied. »Sie vertraut dem Violoncello eine Klangfarbe an, die weit entfernt ist von derjenigen, die man normalerweise mit ihm verbindet – eine lange und eindrückliche Melodie für zwei Stimmen, immer in höchster Anspannung: Im ganzen ersten Teil, selbst wenn die Interpretin im dreifachen Forte spielt, zwingen die Skordatur und die Art und Weise der Klangerzeugung (es sind ausschließlich Naturtöne) zu extremer Intensität der Aktion, um doch höchstens ein Mezzopiano zu erzeugen. Ich stelle mir eine Art der absichtslosen Intensität vor (sozusagen ohne ›Ich‹), ins Extreme gespannt, leuchtend bis zu einem unaushaltbaren Punkt. Die Skordatur des Violoncellos und die daraus sich ergebende Serie der Naturtöne bewirken, dass die ganze Harmonik sich in Achteltönen abspielt – wodurch meist nicht-temperierte Intervalle entstehen.«
Rainer Pöllmann