Eine Landschaft verändert sich wie ein Körper –
auch unsere Wahrnehmung springt zwischen den Zeitebenen.
Eben war doch noch etwas da – ein Fluss, ein Mensch,
jetzt gehen wir durch dasselbe Land, jetzt sind wir in demselben Körper, es ist
scheinbar dasselbe Land, aber ein Fluss ist ausgetrocknet, ein Mensch wandert mit
der Stimme zurück an Orte, die nur noch in der Vergangenheit lebendig sind.
Dunst ist ein Stück, in dem die Zeiten sich überlagern.
Wir hören eine Stimme, zwei Stimmen, ihre Ansätze, immer wieder zu erzählen.
Von einer Zeit vor der Trockenheit, von einer Zeit der Nähe.
Zwei Sprachen treffen aufeinander, der Klang im Raum und das Wort – beide
berühren die Zwischenbereiche, den Moment, der im Sprechen immer noch etwas
anderes sagt. Wie verbinden sich unsere Sprachen? Wie lassen sich diese Ränder
erkunden, die uns verbinden?
Wir hören Stimmen, Erzählfragmente, die zwischen unseren Sprachen hin und
her wandern. Der nächste Moment verändert was gesagt wurde, führt es weiter.
Etwas geschieht mit dem Raum.
Weil ich dich höre, kann ich auch mich selbst anders hören, wahrnehmen.
Die Aufmerksamkeit wandert, schweift ab. Da, in der Unschärfe, gibt es einen neuen
Bereich, etwas im Dunst – Konturen, Nebel, etwas zeigt sich dort, darf hervorgehen.
Es gibt die grammatische Form des Mediums, eine Handlung, die nicht von mir oder
Dir ausgeht, sondern aus dem gemeinsamen Geschehen. So etwas ist der
Grenzbereich, dem wir uns nähern. Jede auf ihre Art, in ihrer eigenen, präzisen
Sprache: damit etwas hervorgehen kann.
Elnaz Seyedi, Anja Kampmann