Elena Mendoza interessieren in den letzten Jahren immer mehr Aspekte eines Instrumentalen Theaters, bei dem sie gerne auch Alltagsgegenstände in den Fokus nimmt. Ihre jüngste Oper Der Fall Babel (Schwetzingen 2019) ist das beste Beispiel dafür. Doch auch bei ihrer Kammermusik ist Ähnliches zu beobachten, so in Fremdkörper/Variationen, uraufgeführt September 2015 vom Ensemble ascolta im Rahmen des Musikfests »Goldberg-Variationen« in der Alten Oper Frankfurt.
Fremdkörper/Variationen ist eine neuartige Auseinandersetzung mit dem Variationsprinzip: Aus einer klanglichen Aufstellung, die zunächst präsentiert wird, übernehmen die einzelnen Variationen jeweils lediglich bestimmte Elemente. Diese werden dann besonders herausgestellt. Variation 1 konzentriert sich auf die rhythmischen Aspekte, und präsentiert vor allem die Präparationen an den Instrumenten: Die mit Schrauben versehenen Klaviersaiten, zusätzlich etwa eine Weinflasche und ein Kamm, das Weinglas im Schlagzeug, Haarspangen-Pizzicati im Violoncello. Variation 2 behandelt vorwiegend hohe, sphärische Liegeklänge, Variation 3 konzentriert sich auf melodische Läufe. In Variation 4 werden die Alltagsgegenstände, die »Fremdkörper« von den Instrumenten entfernt. In Variation 5 weitet sich dann das Variationsprinzip auf die Ebene des Theatralen aus. Der Performer, der bislang als Inside-Piano-Spieler im Ensemble mitwirkte, verlässt das Kollektiv und setzt sich – im Wortsinn – in den Vordergrund. Die Performance verändert die klangliche Inszenierung radikal, die Wirkung der Klänge erscheint in einem völlig neuen Kontext – realismo mágico, humorvoll, hintergründig.
Eckhard Weber