Celeste Oram: Yunge Eylands Varpcast Netwerkið

Radio is a technology that gives order to chaos. Ask a stranger on the street, »what is radio?«, and they’re likely to describe the highly regulated commercial radio spectrum – in which narrow frequency bandwidths are leased and policed with bureaucratic rigour. But this most commonplace experience of radio forgets the century of electrical engineering that has enabled such precise manipulation of so enigmatic a force of physics.

The cultural institution of radio also gives order to chaos. Public broadcasting is a technology which domesticates drastic geopolitical forces into mundane family life. Perhaps this kind of radio’s greatest feat of engineering is the way its routine rhythms and affable personalities create stable cadences amidst disaster and dissonance.

In both Iceland and Aotearoa/New Zealand, the cultural and social impact of radio has been especially significant. The radio archives of these two »remote island nations« are full of little dramas in which massive global forces of the last century play out on kitchen-counter stages. Iceland and New Zealand have fared differently in several of these sagas: social and economic transformation, resource management, and the many guises of colonisation (trade monopolies, military interests, genocide, land confiscation). The comparative history of these two places offers much to considerations of the future, and what constitutes personal and political self-determination in a globally interdependent world.

But our radio show for you this evening is about living from day to day amidst all that. Because everywhere is far away from somewhere – yet no man nor nation is truly an island.

Celeste Oram

 

Das Radio ist eine Technologie, die Ordnung in das Chaos bringt. Fragt man einen Fremden auf der Straße: »Was ist Radio?«, wird er wahrscheinlich das stark regulierte kommerzielle Funkspektrum beschreiben, in dem schmale Frequenzbandbreiten gepachtet und mit bürokratischer Strenge überwacht werden. Doch diese alltägliche Erfahrung mit dem Radio lässt das Jahrhundert der Elektrotechnik vergessen, das eine so präzise Manipulation einer so rätselhaften physikalischen Kraft ermöglicht hat.

Die kulturelle Institution Radio bringt auch Ordnung in das Chaos. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist eine Technologie, die drastische geopolitische Kräfte im alltäglichen Familienleben domestiziert. Die vielleicht größte Ingenieursleistung dieser Art von Radio ist die Art und Weise, wie seine Routinerhythmen und sympathischen Persönlichkeiten inmitten von Katastrophen und Dissonanzen eine stabile Kadenz schaffen.

Sowohl in Island als auch in Aotearoa/Neuseeland war der kulturelle und soziale Einfluss des Radios besonders groß. Die Radioarchive dieser beiden ›abgelegenen Inselnationen‹ sind voll von kleinen Dramen, in denen sich gewaltige globale Kräfte des letzten Jahrhunderts auf der Bühne des Küchentischs abspielen. Island und Neuseeland haben sich in mehreren dieser Dramen unterschiedlich entwickelt: sozialer und wirtschaftlicher Wandel, Ressourcenmanagement und die vielen Erscheinungsformen der Kolonisierung (Handelsmonopole, militärische Interessen, Völkermord, Landenteignung). Die vergleichende Geschichte dieser beiden Orte bietet viel Stoff für Überlegungen über die Zukunft und darüber, was persönliche und politische Selbstbestimmung in einer global verflochtenen Welt ausmacht.

Aber in unserer Radiosendung für Sie geht es heute Abend um das Leben von Tag zu Tag inmitten all dessen. Denn überall ist weit weg von irgendwo – und doch ist kein Mensch und keine Nation wirklich eine Insel.

Celeste Oram