Beat Furrers Studie für Klavier wurde im August 2011 in Bozen, im Rahmen des Internationalen Klavierwettbewerbs Ferruccio Busoni von Nicolas Hodges uraufgeführt. Das Stück behandelt ein zentrales Problem des Klavierspiels: die Abhängigkeit und Unabhängigkeit der Hände. Zunächst finden sich linke und rechte Hand zu schlichten Oktavkombinationen zusammen und bewegen sich in einem vorsichtigen, noch zaghaften, von Pausen durchsetzten Gang. Mit zunehmender metrischer und rhythmischer Differenzierung und harmonischer Anreicherung werden schnelle Läufen ausprobiert, bei denen sich die Unabhängigkeit der Hände unter Beweis stellen kann, wenn etwa Quintolen gegen Sextolen oder Sextolen gegen Septolen gesetzt werden, zwischendurch aber auch immer wieder zu einem gemeinsamen Puls zurückgefunden wird.
Eine zusätzliche Herausforderung an eine flexible Anschlagtechnik stellt bald der taktweise Wechsel zwischen gemeinsamen Arpeggien und akkordisch anwachsenden Läufen dar – dies in kurzfristiger Veränderung der Dynamik innerhalb einzelner Takte. Nach diesen vielfältigen Herausforderungen sind die Hände geschmeidig, um ähnliche Oktavklänge wie jene des Anfangs als metrisch und dynamisch differenziertes Gleiten zu absolvieren.
Eckhard Weber