(1957) 15‘ – für Violine und Klavier
„Da müssen Sie ansetzen, das wird einmal Ihr Stil“
Boris Blacher über das Seitenthema von Ariberts Reimanns Sonate für Violine und Klavier
„Das fand ich ganz ungeheuer, dass er das spürte. Von dem Augenblick an hatte ich Vertrauen, aber auch er zu mir und sagte: ‚Ich habe Sie absichtlich in diesem Sommer an diesen Punkt geführt, wo sich Ihnen die Frage stellte, ist es notwendig, dass ich komponiere. Solange Sie das selbst und die anderen nicht wissen und ich es nicht weiß, konnten wir nicht arbeiten. Jetzt weiß ich, dass es für Sie wichtig ist, zu komponieren, dass Sie etwas zu sagen haben, dass Sie eine eigene Sprache entwickeln können.‘“
Aribert Reimann
Zit. in: Wolfgang Burde: Aribert Reimann. Leben und Werk,
Mainz (Schott) 2005, S. 22 f.
„Es war einfach der Zwang der seriellen Sprache, dass alles, was ich als organisch empfand, organisch schreiben wollte, in dieses serielle Schema nicht hineinpasste. Ich hätte das fortwährend zerstören und mich verleugnen müssen. Und ich konnte mit dieser präfabrizierten Ordnung, sei es von den Tönen, vom Rhythmus, von der Dynamik [nichts anfangen], konnte mich diesen Regeln, dem Zwang, dem Gitter nicht unterwerfen.
Da hatte ich das Gefühl, das, was ich schreiben will, was ich empfinde, was ich mir vorstellte, auch formal vorstelle an einem Stück, auch an Entwicklung, das war der entscheidende Punkt: Ich hätte keine Musik schreiben dürfen, die sich entwickelt. Sie war ja von vornherein dem entzogen.
Diese Konfrontation mit der seriellen Sprache hat ungeheuer negativ auf mich gewirkt, aber sehr positiv in dieser negativen Erfahrung, weil ich damals schon wusste, diesen Weg kann ich nicht gehen. Und ich wusste ein halbes Jahr später, ich werde ein Außenseiter sein. Entweder glückt es mir oder nicht. Ich muss den Weg so gehen, wie ich ihn kompositorisch verantworten kann.“
Aribert Reimann
Zit. in: Wolfgang Burde: Aribert Reimann. Leben und Werk,
Mainz (Schott) 2005, S. 24 f.