Der in Teheran geborene Komponist Ali Gorji, der in Bremen bei Younghi Pagh-Paan studiert hat und heute in Berlin lebt, hat sich bereits in mehreren Kammermusikwerken mit den Möglichkeiten des Akkordeons auseinandergesetzt: Mein ganzer Mensch (2007) ist für zwei Theremine, Klavier und Akkordeon geschrieben, Flatterflügel (2006) für Akkordeon und Live-Elektronik und Verzweigte Wasser (2003) für Violine und Akkordeon. Auch die besondere Besetzung Akkordeon und Schalmei hat Ali Gorji schon einmal verwendet, in seinem Stück Zwischenräume, das die beiden Musikerinnen des Duos Mixtura 2010 in Bremen uraufgeführt haben. Insofern hat der Komponist beste Voraussetzungen für diese besondere Ausei- nandersetzung mit der berühmten Vorlage. Über seine Arbeit hat Ali Gorji einen Kommentar verfasst:
»Sequenza VII basiert auf einem strengen Zeitraster: Die Partitur besteht aus dreizehn Notensystemen, welche durch zwölf vertikale Linien in immer kürzer werdende Abstände (zwischen drei Sekunden und einer Sekunde) unterteilt werden. Mich interessiert unter anderem, wie und wann Berio dieses Raster verlässt, und wie er aus dieser eher bildlichen Proportionierung der Zeit eine narrative Linearität entstehen lässt.
Es gibt bereits eine Bearbeitung des Stückes für Oboe und elf Streicher (Chemins IV) von Berio selbst. Für mich ist es in erster Linie eine eigene analytische und kompositorische Interpretation des Stückes. Beispielsweise sind die durch die nicht-konventionellen Spieltechniken hervorgerufenen Klänge der Oboe in Sequenza VII von struktureller Bedeutung. Das Erforschen des Renaissance-Instruments Schalmei nach klanglich neuartigen Möglichkeiten wird dadurch zu einem essentiellen Teil der kompositorischen Arbeit, welche mehr als sonst die enge Zusammenarbeit mit der Interpretin voraussetzt.
Die ungewöhnliche Besetzung von Mixtura eröffnet ein neues klangliches Feld. Beide Instrumente sind in der Dynamik sehr flexibel. Der verhältnismäßig kleine Tonumfang der Schalmei kann einerseits durch den Einsatz von verschieden großen Instrumenten (Sopran-Schalmei, Alt- und Tenor-Pommer), andererseits durch den sehr großen Tonumfang des Akkordeons ausgeglichen werden.«
Eckhard Weber