„Die Frau ist doch verrückt.“ Dieser erste Eindruck verändert sich mit der Zeit, denn jetzt ergeben ihre zum Teil ausgedachten Wörter Sinn. Wir UltraschallReporter dürfen bei der Generalprobe von Vanessa Porter zugucken, die auch live gefilmt und fürs Radio aufgenommen wird. Deswegen müssen wir ganz leise am Rand sitzen. Das Konzept ist eine sehr interessante Erfahrung, weil auch viel mit Lichteffekten und Kamerawinkeln experimentiert wird.
Es gibt eine riesige Leinwand, auf der farblich passende Naturaufnahmen mit Farbfiltern, gemixt mit Close-Ups von Vanessas Gesicht und den einzelnen Instrumenten abgebildet werden. Der Videokünstler Rafael Ossami Saidy erzählt uns, dass er keine Angaben hatte und er alles selbst im Moment interpretiert, was wirklich beeindruckend ist, da er sehr viel mit passenden Blickachsen und auch Effekten spielt, perfekt im Einklang mit Vanessa und Ihrer Musik.
Vanessa ist in ihrem Element. Mit konzentriertem Blick geht sie von einem Setup zum nächsten und liefert beeindruckende Performances. Ihre Hände bewegen sich schnell und sie greift von Schlägel zu Bogen und zu den verschiedensten Trommeln, um die perfekten Klänge zu treffen. Auch die Setups sehen wahnsinnig interressant und kreativ aus und waren ein Teil des Kunstwerks. Man muss es sich vorstellen wie eine Konstrukion aus Klangstäben, Gongschalen, großen Trommeln, Autofedern und riesigen lauten Metallplatten, die Kunstvoll arangiert wurden.
Vanessa bewegt sich mit Leichtigkeit und Spannung zwischen den einzelnen Instrumenten und lockt aus jedem Stück verschiedene Emotionen. Mal ist die Musik wütend, mal bedrohlich oder gar ein wenig verrückt. Bei zwei der insgesamt sechs Stationen nutzt sie ihre Stimme als zusätzliches Instrument. Doch bei Graffitis von Georges Aperghis sind es gar keine echten Wörter. Ich muss zugeben, ich war am Anfang ein wenig verwirrt, und wusste nicht so ganz, wie ich das interpretieren soll, als Vanessa anfing auf die Trommel zu hauen und wirres Zeug stammelt: „Iva, flooor, IVA!“ Zum Ende hin benutzte sie dann auch echte Sprache: „So heiß! Es war den ganzen Tag so heiß!“ Plötzlich klingt alles wie eine Hitzeillusion, wie als ob jemand nach einem Sonnenstich mit seinem Freund spricht und verwirrt und aufgebracht ist. Für mich klingt es so, als ob zwei Figuren miteinander reden und argumentieren. Eine ungewöhnliche Art, Emotionen an das Publikum zu übertragen. Besonders gefällt mir, als Vanessa anfängt, in der Luft zu trommeln, was ein bisschen irre aussieht, aber dem ganzen Stück eine Art von Hilflosigkeit und Verrwirrung gibt, die genau dazu passt.
Auf die Frage, inwieweit die Stimme für sie als Instrument zählt, antwortet Vanessa: „Die Stimme ist das Ursprungsmedium von uns allen, also ist sehr nahbar und fürs Publikum greifbar. Ich versuche auch, die Kläge an die Stimme ranzubringen, sodass sie ganz ähnlich klingen. Und manchmal versuche ich, den Kontrast herzustellen. Es kommt auch ein bisschen darauf an, welches Stück oder wo im Stück. Ja, ich mach ganz viel mit Stimme, weil ich das ein tolles Medium finde, das wir ja alle haben.“