
Haben Sie mal versucht Monadologie auszusprechen? Ich habe mehrere Versuche gebraucht, erst im Gespräch mit dem Komponisten Bernhard Lang hat’s dann geklappt. Da konnte mir der Österreicher selbst erklären, was er mit dieser von ihm erfundenen Kompositionstechnik auf sich hat. Eine Monadologie ist mit einem Remix zu vergleichen, erklärt er. Lang wählt ein bereits existierendes Stück und schreibt dieses um. Dafür wählt er kleinstmögliche wiedererkennbare Teile daraus und setzt sie neu zusammen, verzerrt oder verändert sie. Dabei legt er vor allem Wert auf den Loop, er wiederholt also Passagen und lässt diese häufig zurückkehren, um ihnen so eine neue Bedeutung zu geben.
Doch Langs Idee hinter dem Loop geht weit über eine Technik hinaus. Die Absicht spiegelt sich auch in dem tatsächlichen Prozess des Komponierens. Am Abend des Konzerts beschreibt er noch einmal vor Publikum den Auswahlprozess der Stücke, die er umschreibt. Anders als vielleicht vermutet, wählt er weder die bekanntesten noch die erfolgreichsten Stücke, die ihm in den Sinn kommen, er selbst beschreibt die Suche als „Geisteraustreibung“ das hat nichts mit tatsächlichen Gespenstern zu tun, sondern mit der Idee des Wiederholens – Ohrwürmer loswerden! Lang war Professor an der Kunstuniversität Graz, dort hat er sich also mit allerlei klassischer Musik auseinandergesetzt. Die Stücke, die ihn dort begleitet haben, bringt er zurück in seinen Monadologien. Er verzerrt, verändert und wiederholt sie und gibt damit den „Geistern“ der Vergangenheit neue Bedeutung.
Auch wenn er in seiner Serie von rund 50 Monadologien keine Favoriten hat, so spielt doch die Monadologie VII eine signifikante Rolle, erzählt er beim Mittagessen in der rbb-Kantine. Diese „Aufarbeitung seiner Vergangenheit“, wie er es nennt, beruht auf klassischer Musik aus seiner Lehrzeit. Schönbergs Werke haben ihn bereits während des Studiums begeistert, und so war es klar, dass sie ihn weiter begleiten würde. Aber diese zweite Kammersinfonie war es, die Bernhard Lang zur Monadologie-Serie inspirierte. Eines Nachts, als er nicht in der besten Verfassung war, saß er allein am Klavier und spielte Musik von Schönberg, und erst da verstand er den Komponisten richtig! Er begann, mit dem Werk zu experimentieren und vermischte Stücke daraus mit Techniken wie dem Loop aus dem Experimentalfilm.
Auch im rein Technischen spielt die Aufarbeitung der Vergangenheit eine Rolle, so beschriebt Lang den Analogen Synthesizer als ein Kernstück seiner Komposition und des Orchesters. Auch wenn diese analoge Version des Instruments aus der Mode rückt und es immer schwieriger wird, sie in Stand zu halten, so gehört sie zu Langs Vergangenheit und somit seinem Werk.