Inmitten von Synthesizer, Theremin und unzähligen Einspielern vom Ensemble Experimental sitzt ein Violoncello und spielt Bach; so wirkt Roque Rivas „Blumentanz“ inmitten des zweiten Tages des Ultraschall Festivals. Das meint zumindest Daniela Shemer, und sie muss es ja wissen, denn sie ist die Cellistin, die das Solo spielt. Wobei Solo auch nicht ganz richtig ist, denn das klassisch inspirierte Stück wird wie magisch zu neuer Musik, mit der Unterstützung vom Ensemble Experimental.
Wer sich mit neuer Musik also noch nicht ganz angefreundet hat, findet hier ein interessantes Bindeglied. Daniela Shemer erklärt, dass ihre Noten leicht als durch ein Bach Prélude inspiriert zu erkennen sind. Besonders sind hier aber diverse Wiederholungen und Zuspitzungen und natürlich die Beihilfe der elektronischen Zuspiele. Das Ensemble Experimental nutzt dafür eine Mischung aus vor allem Reverb und Echo. Was Daniela Shemer spielt, hallt also zurück und kreiert einen teils obskuren Raumklang. Vermischt mit den acht verteilten Lautsprechern, ergibt das ein besonderes Klangerlebnis. Insofern kann man allen im Raum vergeben, sich ein bissen zu erschrecken, als Daniela auf ihr Cello klopft und es aus der Ecke antwortet. Auch wenn Cellistin und Ensemble Experimental sich getrennt voneinander vorbereitet haben, spielt gerade hier die präzise Zusammenarbeit eine große Rolle. Aber Daniel Miska von der Klangregie findet gerade diese Herausforderung spannend, wenn Klangregie zum eigenen instrument und Teil der Komposition wird. In diesen Fall antwortet die Elektronik auf das analoge und so werden sie beide Kernbestandteile des stücks. Wobei das nicht immer so ist, sagt Daniel Miska, häufig wird die Elektronik notwendigerweise vom analogen abhängig gemacht.
Das Stück dauert ganze zwanzig Minuten, fordert also eine Menge von den Musikern. Doch ob für die Cellistin oder für die Klangregie, nur zusammen ergibt sich das Gespräch zwischen neuer und klassischer Musik.