
Gleich wird zum ersten Mal das Stück “Recherche sur le fond”, komponiert von Charlotte Seither, vom Deutschen Symphonie-Orchester Berlin gespielt – vom Blatt. Ein letzter Blick in die Noten, dann richtet sich die Aufmerksamkeit zum Dirigenten.
Aus einem leisen, ruhigen Klangteppich heraus erklingen gewitterartige Tonfolgen. Instrumentenferne Klänge sind das, wenn die Streicher ihre Bögen auf die Notenpulte schlagen oder ein Rauschen entsteht, weil sie ganz nahe am Steg spielen. Ungewohnte Technik, erklärt die Bratschistin Lorna Hartling später. Ein Schiffshorn scheint neben den Geräuschen des Dschungels hörbar zu werden. Es ertönt ein dynamischer Wechsel zwischen mystischer Atmosphäre und den verschiedensten, tosenden Klängen. Die musikalische Reise führt mit einem Schiff auf eine lebendige Urwaldinsel und dies, obwohl die Bedeutung des Titels unklar ist und die Komponistin nicht vor Ort.
Damit wird gleich beim Eröffnungskonzert ein Sog der neuen Musik in eine einzigartig kreierte Welt geschaffen. Das Stück verstummt, doch die Traumwelt hallt noch lange nach.