
Erste Proben bieten immer wieder ein sehr interessanten Eindruck: Das Deutsche Symphonie-Orchester schlägt die Seiten zum ersten Mal auf und spielt alle Stücke vom Blatt. Der Dirigent Sylvain Cambreling unterbricht nicht und lässt alles erst einmal durchlaufen. Er erklärt, warum er das so macht.
Cambreling: Man muss in einer ersten Probe immer erst einmal Organisatorisches klären. Wie man etwas spieltechnisch macht, es geht darum, den Notentext zu verstehen. Die Musik kommt dann erst in der zweiten Probe. Man muss geduldig und ruhig sein.
Das Werk von Joanna Wozny hat sehr lange und sphärische Töne, wie orientieren Sie sich und schaffen es, das Orchester zusammenzuhalten?
Das Stück ist sehr präzise notiert, die Rhythmik ist ganz genau. Ich war überrascht, dass die Musiker für die erste Lesung sehr konzentriert geblieben sind, auch während der langen Pausen. Sie haben schon verstanden, dass das eine Meditation ist, Arbeit am Klang, der immer filigraner werden muss. Das Orchester spielt wohl viel neue Musik, jedenfalls waren sie nicht überrascht. Peu à peu muss man feiner werden in diesem Stück.
Das Werk heißt “Archipel”, können Sie sich den Titel erklären?
Ich glaube, das ist ihre persönliche Geschichte. Im Kommentar zum Stück selbst steht nichts. Aber ich finde, man muss nicht in in die Biographie eines Komponisten oder einer Komponistin eintauchen und ich ersuche auch nicht in ihr Innerstes zu gucken. “Archipel” kann so vieles bedeuten, vielleicht eine Insel, was ich aber nicht glaube. Wissen Sie, ich versuche immer der Musik zu trauen. Dahinter hat jeder Komponist seine Geheimnisse und ich glaube, das ist gut so. Wenn die Musik gut ist, spricht sie für sich.