Betritt man den Probenraum des Ensembles Adapter, so fällt einem schnell mit seinen vielen Farben ein großes Regal ins Auge, das in jedem Fach mit den unterschiedlichsten Schlaginstrumenten gefüllt ist. Hier finden sich Becken, Windspiele aus Schlüsseln, aber auch eine Schiffschraube und eine afrikanische “Talking Drum”. Davor steht Matthias Engler, der gerade auf einem Xylophon spielt und dem Instrument mit einem Kontrabassbogen neue Klänge entlockt. Trotz seiner klassischen Ausbildung war es für den Schlagwerker des 2004 gegründeten Ensembles schon früh klar, dass es ihn zu neuen Wegen hinzieht. Nach einer Zeit als Schlagzeuger in einer Band für Indierock begann Matthias Engler bereits im Studium nach neuen Klängen zu suchen und sie zu Musik zu verknüpfen. Auf diese Weise entfernte er sich schnell von gängigen Rhythmen und Harmonien und fand zur neuen Musik. Noch heute erinnert er sich gern an diese Zeit und macht deutlich, er empfinde das Ensemble Adapter nach wie vor als eine Art Band für experimentelle Musik.
Dennoch bezeichnet er sich selbst als klassischen Musiker. Er habe einen Freund, so erzählt er, der eine Ausbildung zum Jazz-Schlagzeuger erhalten habe. Hier würde im Vergleich der Ausbildungseinfluss besonders deutlich. Außerdem entstünden die meisten eigens für “Adapter” entwickelten Kompositionen gerade in Zusammenhang mit klassischen Komponisten. So entwickeln sich auf Grundlage klassischer Spielweisen und Kompositionsmethoden neue Klangkonzepte, die zu neuer Musik führen.
Matthias Engler ist sich seiner kleinen Zielgruppe dabei wohl bewusst, und führt das Ensemble als Projektmanager deshalb durch immer neue Kultursparten. So spielte Adapter neben eigenen Konzerten auch schon für Filme, Hörspiele, Theateraufführungen und Pop- und Techno-Produktionen. Auf diese Weise entwickelt sich das Publikum des Ensembles stetig weiter und wandelt sich immer wieder. Deshalb brauche es laut Engler auch keine richtige Marketing-Strategie. Es hätte lange gedauert, aber durch organische Entwicklung habe Adapter seinen Platz in der Berliner Kulturlandschaft gefunden.
Seit 19 Jahren spielt das Ensemble nun schon in wechselnder Besetzung zusammen. Sucht nach neuen Klängen und entwickelt mit Komponist_Innen experimentelle Musik. So, meint Engler, müsse man das Genre, in dem sich “Adapter” bewegt, bezeichnen. “Neue Musik” Als Begriff sei zu unkonkret und für viele Zuhörer irreführend. Der Begriff experimentell bezeichnet dabei für den Schlagzeuger besonders eine Fokussierung auf die “Klangsuche” an sich. Eine Bedeutung möchte er seinen Klängen nicht zuweisen. Hier solle das Publikum sich, wie bei einer Abstrakten Skulptur, eine eigene Meinung bilden, die er nicht vorgeben möchte. Umso spannender sei es dabei immer wieder mit Zuhörern auch ins Gespräch zu kommen, um die Musik auf Grundlage diesen Feedbacks, immer weiter zu entwickeln.
Als Schnittstelle zwischen Idee und Empfänger bildet das Ensemble so auch metaphorisch einen Adapter, der neu entdeckte Klänge vorstellt und durch außergewöhnlichen Konzertformate wie die regelmäßig stattfindenden “OpenMike” Konzerte, bei denen Komponisten vorstellen, woran sie gerade arbeiten und ihre Skizzen vom Ensemble Adapter spielen lassen, mit seinem Publikum in Austausch tritt. Auf diese Weise möchte Matthias Engler mit dem Ensemble Adapter auf die Hörgewohnheiten seines Publikums wirken und eingehen, um sie so immer weiter zu entwickeln. Vielleicht, so meint er, könne ein heute komponiertes Werk der experimentellen Musik schon in 10 Jahren ganz anders wahrgenommen werden. Viel weniger avantgardistisch. Ja vielleicht sogar als alte Musik? Schließlich war auch Beethoven einmal ein experimenteller Komponist und Klangsucher.