Sieben Uraufführungen – sieben unterschiedliche Stücke, allesamt hervorgegangen aus dem Workshop im Sommer, bei dem das Lupophon und das Kontraforte Kompositionsstudenten der HfM Hanns Eisler vorgestellt wurden.
So begann das Konzert mit “Blauregen” von Tomoya Yokokawa, das die Hörer vor die HfM auf die Friedrichstraße versetzte. Es zeigte eindrucksvoll den Straßenverkehr in seinen Klangfacetten und das mit einer solchen Exzellenz, dass schon der erste Klang klar als herannahendes Auto zu erkennen war. Auch das für viele Städte übliche Hupkonzert konnte natürlich nicht fehlen und so endete das Stück auch mit einem langgezogenen Hupenklang und einem begeisterten Publikum. Doch ging es natürlich gleich weiter, nun mit sich zugewandten Instrumenten, die in einem Dialog miteinander stehen. Das Gespräch begann leise, fast vorsichtig und hatte den Anschein, als würden die Instrumente sich langsam aneinander herantasten, ausprobieren, was möglich ist. Das erinnerte ein wenig an den Workshop im Sommer, bei dem auch die Möglichkeiten der Instrumente ausgetestet wurden, langsam und vorsichtig zu Beginn und gewagter hin zum Ende. So stellte Faidra Chafta Douka in “[and as bracketed]” heraus, wie klar die beiden Instrumente trotz ihres tiefen Klangs leise Töne spielen können, etwas durchaus Ungewöhnliches. Es baute sich jedoch auch eine unterschwellige Spannung im lauter werdenden Dialog der beiden Instrumente auf, wie an den berühmten Spannungshustern des Berliner Publikums erkennbar war. Weiter ging es mit Dustin Zorn, der ähnlich subtile Töne setzte, die besondere Feinfühligkeit der beiden Neuentwicklungen von Wolf Instrumente demonstrierte und in seinem Stück “Gegenwolf” dem Zuhörer das Bild eines Wolfsrudels in die Vorstellung zauberte, das des Nächtens umherzog. Zum Ende heulten diese Wölfe, wobei Martin Bliggenstorfer mit der Echtheit seines ins Lupophon gesungenen Wolfsgeheuls verblüffte. Das Lupophon wurde im nächsten Stück durch Elektronik ersetzt, denn Lucien Danzeisens “U Frz Straße” ist nur für Kontraforte und Playback komponiert. Bemerkenswert ist dabei, dass das Playback aus der Handwagenlautsprecherlösung vieler Berliner Straßenmusiker erklang. Er zeigte somit einen musikalischen Rundgang durch den U-Bahnhof Französische Straße. Studenten, Touristen, Geschäftsleute, Künstler, Straßenmusiker und natürlich die Bahn selbst, all diese Gestalten trifft man dort an und jeder ist mit seinen typischen Klängen vertreten. So zeigt sich der Weg durch den Bahnhof in einer erstaunlichen Klangvielfalt. Nach der Pause fogte Mert Moralis “Cul-du-sa” (Sackgasse) das auch die Straße intonierte. Es wirkte fast, als ob es an das Werk Lucien Danzeisens anschließen sollte, wieder aus der U-Bahn hinaus und weiter die Straße entlang ging. Im Prinzip lief der Zuhörer mit den drei Werken von Yokokawa, Danzeisen und Morali einmal ums Karree.
So hatten die Zuhörer das Vergnügen, sechs so unterschiedlich klingende Werke zu erleben, dass es schwer fiel, zu glauben, dass es sich um nur zwei verschiedene Instrumente handelte und sie verließen wahrlich begeistert den Saal.