Lange – Berweck – Lorenz
Als in den 1980er-Jahren die digitale Klangverarbeitung ihren Siegeszug antrat, verschwand in Windeseile ein ganzes Repertoire von elektronischen Stücken. Zu den Opfern der Digitalisierung gehört auch Stries von Bernard Parmegiani, ein Triptychon für Tonband und (analoge) Synthesizer aus dem Jahr 1980. Sebastian Berweck hat sich als Archäologe betätigt, das Werk restauriert, Dateien lesbar gemacht und die alten Synthesizer aufgetrieben. Aus vorsintflutlichen Geräten – Yamaha CS-40M, Synthi AKS und Roland System 100/System 100M – erwächst erneut »eine atmosphärische Klangwelt voller Drones und kleiner Klangcharaktere, die aber weder als Alliteration an die Wirklichkeit noch als musikalische Erzählung verstanden werden wollen« (Sebastian Berweck). Sie zeigen, dass Immersion keine Erfindung von heute ist.
Eines der ersten elektr(on)ischen Werke überhaupt stammt aus dem Jahr 1938. Johanna Beyer, Schülerin von Henry Cowell, schrieb Music of the spheres für drei nicht weiter spezifizierte »elektrische Instrumente«. Diese Sphärenmusik fungierte als Interludium in einem größeren Werk, das Status Quo hieß und diesen politischen Stand der Dinge heftig kritisierte. Gut möglich, dass die elektronischen Klänge gegenüber dem Status Quo utopischen Charakter entwickelten.
Johanna Beyer
Music of the spheres (1938) 15‘
für drei Synthesizer
Bernard Parmegiani
Stries
(1980) 49‘
für drei Synthesizer und Tonband
I. Strilento
II. Strio
III. Stries
Lange – Berweck – Lorenz:
Sebastian Berweck, Synthesizer
Silke Lange, Synthesizer
Martin Lorenz, Synthesizer
Veranstaltungsort
Radialsystem V
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- Deutschlandfunk Kultur: LIVE
- Kulturradio vom rbb: 03. April 2019, 21:04 Uhr, Musik der Gegenwart