„Indem er nun diese gesamte Zusammenfügung der Länge nach zweifach spaltete, die Mitte der einen an die der andern in der Gestalt eines Chi (χ) fügte, bog er sie zusammen und verband sie durch einen Kreis in eins, jede nämlich der Stelle des (ersten) Zusammentreffens gegenüber mit sich selbst und mit der andern, umschloss sie rings durch die gleichförmige und in einem Raume kreisende Bewegung und führte den einen der Kreise von innen, den anderen von außen herum.“
(Platon, Timaios, 8, 36 b-c)
Nach Platon wird die Welt in regelmäßigen Abständen in ihre Elemente zerlegt und zerstört, und dann wird irgendwie die Ordnung wiederhergestellt. Die Welt ist eine Ansammlung von Verwandlungen und Mischungen, deren letztendliche Gesetze für uns unergründlich bleiben. Diese sehr moderne Vorstellung impliziert auch, dass, wenn wir die Grenzen der Erkennbarkeit überschreiten würden, diese Zyklen der Welten ebenfalls aufhören würden, das heißt, wenn wir den Kosmos erkennen würden, würden wir unsere eigene Realität überschreiten. Gottheit ist nicht möglich, denn sie würde das Ende von Erkenntnis, Existenz und Realität bedeuten. Astro-Noetisches Chiasma (χ) baut diese paradoxe, spezifische Klangrealität durch Permutationen, mikrotonal-interferentielle musikalische Schichten, Rückkopplungen, basierend auf Chi (χ) alias dem Chiasma (unter Verwendung der Spiegelbild- und der Cross-Placement-Technik), sowie chromatische Zahlen auf, die den Möglichkeiten der Graphenfärbungen folgen. Im Prozess des Chiasmus wird jedoch die Sprache der Klanglandschaft selbst transformiert: Es entsteht eine andere Qualität als bei den vorherigen (ursprünglichen) Bauelementen. Der Prozess offenbart aber auch die Präsenz des Unbekannten, der Grenze der tatsächlichen Realisierung.
Astro-Noetic Chiasm (χ) ist der vierte Teil von Zsolt Sőrés’ neuer Astro-Noetic-Serie.
Zsolt Sőrés