Zukunftsangst löst „Dunst – als käme alles zurück“ von Elnaz Seyedi in einem aus. Schon zu Beginn des Stückes verbreiten dunkle Paukenschläge eine düstere Stimmung. Dann setzt die Sopranistin Einat Aronstein ein: Ihr lang gezogenes Vibrato erinnert an eine Fata Morgana, an ein Flimmern am Horizont, dem man einsam entgegenblickt. Kombiniert mit der Erzählung von Anja Kampmann ergibt sich ein Bild von einem Planeten, der um sein Überleben kämpft.
Das sich anbahnende Unheil äußert sich durch vielseitig genutzte Becken, an denen mit einem Bogen entlanggestrichen wird. Ein tiefes Cello und Posaunen versetzen das Publikum in Endzeitstimmung. Der dürre, fast tonlose Klang des Ensembles ,,Ascolta“ malt ein Untergangsszenario, es bleibt wenig übrig nach dem Klimazusammenbruch. Dieser Eindruck äußert sich auch in der Geschichte, in der es heißt: „Was nutzt ein Haufen Sterne, wenn niemand ihn sieht.“ Das Unwohlsein wandelt sich in Trauer, angesichts dieser Zukunft, die immer näher rückt.
Die Komponistin Elnaz Seyedi weist daraufhin, dass sie durch ihre Musik keine eindeutige Botschaft senden will. Im Gegenteil, sie interessiert sich für die Reaktionen und Bilder, die das Stück bei den Zuhörern hervorruft – gerade bei der jungen Generation. Es soll die Geschichte einer Frau erzählt werden, die mit ihren Kindern in ihre Heimat zurückkehrt. Der Kontrast zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird durch Veränderungen in der Landschaft verdeutlicht. Statt Feldern, über denen der „Dunst“ nach der Nacht hängt, kommen die Figuren zurück zu einem ausgetrockneten Fluss und zu von Dürre geplagten Wiesen.
Das Stück hinterlässt ein Gefühl von Unbehagen. Doch gerade aus dieser schweren, nachhallenden Stimmung entfaltet sich eine Wirkung, die lange spürbar bleibt – die Fragen aufwirft nach der eigenen Verantwortung in einer bedrohten Welt und dennoch dazu motiviert, nicht vor den schwierigen Entscheidungen unserer Zeit zurückzuweichen.