Viviane Hagners Art, die Geige zu spielen, öffnet einem das Herz. Nicht unbedingt die Art, wie sie ihren Arm hebt oder ihre Finger über die Saiten tanzen lässt, sondern der Ton den sie erzeugt, bewirkt das. Als ich darüber nachdenke, welcher leicht kitschige, doch auch poetische Satz zu ihrem inbrünstigen Spiel passen könnte, kommt mir dieser sofort in meinen Kopf.
Ganz vorne im Saal des Heimathafens Neukölln kann man die kraftvollen und ausdrucksstarken Töne von Vivianes Geige in sich nachhallen lassen. Im Gegensatz zu ihren Klängen konnte die Musik selbst, die Violinsonate von Aribert Reimann, nicht viel mit mir machen. Ich konnte mich nicht von dem Stück mitziehen lassen, der Zugang war nicht da. Viviane musste sich als Violinisten natürlich viel mehr mit diesem Stück befassen und findet sie sehr ausdrucksvoll, innig und bewegend. Auf meine Frage hin, ob es schwer war sich in die Komposition reinzufinden und umzusetzen, sagte sie: “Weniger das Spieltechnische. Am Anfang war die Detektivarbeit für mich vor allem, die Handschrift zu entziffern.“