Vanessa Porter begibt sich in der abenteuerlichen Komposition dust von Rebecca Saunders auf die Suche nach einzigartigen Klangatmosphären. Sie reißt die Zuhörer mit in die Klangwelt dramatischer und unvorhersehbarer Naturphänomene, indem sie abwechselnd eine feine Kette auf einer Pauke tanzen lässt und mit unterschiedlichen Techniken auf Metallbleche hämmert.
Schon in der Probe spürt man die Nähe zum Publikum, die die Schlagzeugerin herstellen möchte. Eine Methode, die Zuhörer und die Musikerin miteinander zu verbinden ist, den Konzertraum zu verändern, erklärt sie im Gespräch. Vanessa Porter gibt dem Publikum die Möglichkeit, sich frei im Raum zu bewegen, während sie nach und nach an insgesamt sechs Sets musiziert. „Die Stimme ist das Ursprungsmedium von uns allen und sehr nahbar – das versteht das Publikum“, sagt Vanessa Porter. Sie möchte, dass sich das Publikum durch diese besondere Inszenierung und Nähe wie der Freundeskreis der Musikerin fühlt. Der Auftritt soll wie eine Jamsession in den eigenen vier Wänden wirken. Gekrönt wird die raffinierte Konzertsituation mit einer Live-Videoübertragung auf einer überdimensionalen Leinwand. Die Musik geht nicht nur ein einzigartiges Verhältnis mit den Gästen ein, sondern wird darüber hinaus mit digitaler Kunst verbunden.
Das Video wird, parallel zur Musik, live übertragen. Der Videokünstler Rafael Ossami Saidy reagiert auf die Musik, indem er sich beispielsweise hinter Trommeln versteckt und die Künstlerin von dort per Hand filmt oder die Kamera beliebig dreht. Diese im Moment entstehende Choreografie bleibt bis in alle Ewigkeit einzigartig. Übrigens wird das Bild dadurch ein Teil der Musik. Mit Saidy bekommt das Event eine extra Note an Kreativität und Raffinesse, denn in Kombination mit dem Video, das auf einer Ebene die Musikerin und auf einer zweiten Ebene Naturaufnahmen miteinander vereint, entstehen neue physische und psychische Atmosphären.
Vanessa Porter vertont an sechs verschiedenen Sets vier Werke. Drei davon komponiert von Georges Aperghis, eins von Rebecca Saunders. Während Aperghis die Diversität der Klangobjekte auf das Wesentliche zu reduzieren scheint, sprießt und gedeiht es in Saunders‘ Kompositionen nur so an Ideen für neue Klangquellen. Stoßdämpfer und Fliesen sowie Stroh und Alufolie werden zu neuen Musikinstrumenten. Natürlich ist das Set einer Schlagzeugerin meistens begrenzt, erklärt Vanessa. Und die Möglichkeiten, zum Beispiel im Orchester Klänge zu erzeugen, scheinen deutlich größer und vielfältiger zu sein. Auf mich wirken die Tonlandschaften, die durch eine Komposition für Orchester entstehen, weit, divers und abgestimmter. Dagegen erscheint die Klangwelt, welche Vanessa Porter spielerisch erforscht, viel kompakter und detaillierter. Dazu entstehen Momente, die an Einzigartigkeit nicht zu übertreffen sind. Und trotzdem kann sie mit den Sets die gleichen Eindrücke vermitteln, wie es ein ganzes Orchester tut.