Als wir in den Saal kommen, höre ich erstmal nur Chaos. Erst als ich mich hinsetze, beginnt alles, harmonisch und schön zu klingen. Das liegt daran, dass ich, als ich reinkam, nicht gut zugehört hatte. Erst, als ich versuchte, zu verstehen, was die Komponistin Olga Neuwirth durch ihr Stück „Dreydl“ erzählen will, verstand ich sie auch. Habt Ihr Euch schon mal gefragt, wie man Musik richtig zuhört – und wie andere ein Stück hören? Das erfahren wir in einer ganzen Woche mit den UltraschallReportern.
Jeder hört klassischer oder moderner Musik unterschiedlich zu. Zum Beispiel als Journalist oder Journalistin will man darüber schreiben und immer mehr davon wissen, worüber man schreibt. Beim genauen Zuhören versucht man zu verstehen, was eine Person, mit der man nicht selbst sprechen kann, durch ihre Musik sagen will. Und während man versucht zu verstehen, kriegt man manchmal Bilder im Kopf – aber man weiß doch nicht genau, ob das die Geschichte ist, die die Komponistin erzählen will.
Genau das ist uns in der heutigen Probe passiert. Als wir Konstantia Gourzi treffen, eine Griechin, die sich auch von der griechischen Mythologie inspirieren lässt, frage ich sie, ob sie eine bestimmte Geschichte erzählen will. Ich hätte auch fragen können, ob sie Gefühle ausdrücken wollte, weil eine der sieben Miniaturen in ihrem Stück „Tränen“ heißt. Sie sagt: „Nein, ich habe meine Idee von dem Stück, aber alle können sich ihre eigene Geschichte ausdenken.“
Also denkt dran, wenn Ihr beim nächsten Mal in ein modernes Konzert geht, versucht, Euch eine Geschichte auszudenken, Ihr werdet im Stück mehr entdecken. Das funktioniert meistens, wenn man sich konzentriert.