„Mykene. 7 Miniaturen“, die erste Orchesterkomposition der griechischen Komponistin und Dirigentin Konstantia Gourzi, ist nach einem Besuch der archäologischen Stätte von Mykene entstanden. Gourzi ließ sich von dem kulturellen Erbe inspirieren, das sich mit der sagenumwobenen Geschichte der Klytämnestra befasst. Nun erweckt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin im Eröffnungskonzert von Ultraschall die Sage zum Leben. Laut Gourzi soll das gesamte Stück mit „höchstmöglicher Intensität, wie klanglich aphoristische Gedankensplitter aufgeführt werden.“ Ihre Wortwahl der „Gedankensplitter“ beschreibt das Stück besonders gut, eine fragmentierte, aber kraftvolle Klanglandschaft. Jede Miniatur ist musikalisch individuell und in sich abgeschlossen. „Elektras Ängste“ oder „Klytämnestras Grab“ wecken die Neugier, wie die Sage musikalisch umgesetzt wird. Allein anhand der Titel wirkt es nicht wie eine chronologische Nacherzählung und in einem Gespräch erklärt Gourzi ihre Beweggründe dafür: die Miniaturen sind vielmehr als Momentaufnahmen und als einzelne Bruchstücke von der Sage Klytämnestras zu verstehen. Dieser Freiraum lädt die Zuhörer dazu ein, ihn mit eigenen Bildern zu füllen.
Somit hat das Stück eine hypnotische Wirkung, die einen in eine andere Welt transportiert. Verschiedenen Schlaginstrumente und Glocken erschaffen eine besondere Atmosphäre, die zusammen mit den Streichern die tragische Wendung in Klytämnestras Leben widerspiegeln. In einer Überlieferung des Mythos träumt Klytämnestra von einer Klapperschlange – im Orchester imitieren die Kontrabässe deren Rasseln. Agamemnons Heer scheint durch das Orchester zu marschieren. Die Stadtglocken von Mykene läuten die Rückkehr des rachsüchtigen Sohnes ein. Gourzi erzählt, dass sie sich an der Antikenstätte gefühlt habe, als sei sie in einen zeitlosen Energieraum gesprungen. In ihrer Musik wird das Publikum mit eingesogen.