Olga Neuwirths Stück „Dreydl“, geschrieben 2012, klingt so, als ob das ganze Orchester zusammen mit einem Kreisel spielt. Es fängt alles an mit einer leisen rythmischen Trommel, die sich auch durch das gesamte Stück zieht, sie ist die Grundlage des Stückes und mein persönliches Highlight. Begleitet wird sie vom Streichorchester, das mit kurzen Tönen einen taktischen Schwung ins Stück bringt und den Bläsern, bei denen vor allem die Querflöte mit ihren sehr hohen Melodien angenehm auffällt. Ungewöhnlich für ein klassisches Orchester sind dagegen die E-Gitarre und die Korgorgel, eine Art Synthesizer.
Auf unsere Frage, wie es sei in einem klassischen Orchesten eine e-Gitarre zu spielen, antwortet der E-Gitarrist Seth Josel, dass es kompliziert sei, die Verstärker- Boxen richtig auszurichten, sodass das Publikum optimal hört. Außerdem sagt er, ihm wird viel künstlerischer Freiraum gelassen, um mit Effekten zu experimentieren, in diesem Stück vor allem Booster, Overdrive und Hall.
Das Stück baut sich immer wieder auf, erreicht laute, dramatische Höhepunkte, nur um dann plötzlich wieder ganz still und gleichzeitig dramatisch zu werden, weil man nur noch die Trommel hört. Es ist, so als ob der Kreisel immer wieder angedreht wird, bis er sich langsam ausdreht und irgendwann laut umfällt, bevor eine Spielergruppe ihm wieder Schwung gibt. Immer wieder steigert sich die Dynamik und das Stück arbeitet mit Crescendi und Diminuendi, und vor allem das abwechselnd Laute und Leise treibt die Spannung immer wieder an. Die Musik ruft Bilder hervor und man hat sofort seine eigene Version der „Geschichte“ vor Augen. Die Dirigentin Anna Skryleva erzählt uns fasziniert, sie sehe eine interaktive Szenerie des Kreiselspielens, bei der alle möglichen Geschichten erzählt werden. Die Dirigentin sagt ausserdem sehr begeistert, sie habe durch das Festival Ultraschall Berlin vier tolle neue Stücke kennengelernt, die sie nun in ihrem Repertoir hat und die sie in Zukunft öfter spielen und auch anderen Orchestern vorschlagen will.