Orangefarbenes Licht, altmodische Stühle, die so aussehen, als hätten sie schon einiges erlebt. Dazu Ränge, Lampen, die wirken als hätte man sie irgendeinem Alien aus seinem Ufo geklaut und eine völlig überfüllte Bühne. Überfüllt allerdings nicht in dem Sinne, dass besonders viele Menschen darauf stehen. Das Trio Accanto besteht „nur“ aus drei Personen, die Saxofon, Schlagwerk und Klavier spielen, in diesem Fall einen großen Steinway. Und allein der nimmt auf der kleinen Bühne einiges an Platz weg, dazu noch unzählige „Geräte“ die der Schlagzeuger offenbar brauchen wird. Alles wirkt etwas chaotisch, aber es herrscht angenehm entspannte Stimmung im Publikum und, dass eine kleine Bar im Hintergrund des Raumes befindlich ist, macht einem all das sofort sympathisch. Und man könnte sich jetzt noch ewig über den Raum auslassen. Die Mischung aus zu klein geratenem Opernsaal, um den sich niemand mehr kümmern will und coolem Treff für coole Musik, bleibt einem irgendwie im Gedächtnis. Aber es geht hier ja um die Musik. Drei Stücken wird das Trio Accanto seine instrumentale Stimme leihen.
Als erstes “Čar II” von Mirela Ivičević, in Auftragswerk des rbb. Es geht laut los, und ab hier gibt es ein stetiges Auf und Ab, bei dem immer wieder das trällernde Saxofon sehr auffällt. Zusammen mit den Bewegungen des Musikers ist das goldene Instrument klar am präsentesten auf der Bühne. Klanglich wirken die Instrumente jedoch gleichberechtigt.
Neben den lauten, schrillen Passagen gibt es auch ruhige, spannungsvolle Momente die teils fast schon an den Soundtrack eines Horrorfilms erinnern. Statt der dort obligatorischen Schreie gibt einem das Stück immer wieder klare Unterbrechungen, die besonders schön am Absetzen des Saxophons zu sehen sind. Nach diesen Pausen geht es dann wieder frisch weiter. Allerdings wirkt das Ganze etwas abgehackt. Der Wechsel zwischen ruhigen Stellen, mit vielen gehaltenen Tönen und lautem, wildem Spielen hält zwar wach und die Aufmerksamkeit bei der Musik, aber die lauten Passagen wirken etwas aufdringlich und chaotisch. In klarem Unterschied dazu steht dann allerdings das Ende. Das Stück wird ruhig zu Ende getragen und endet mit einem kurzen Schlussstoß.
Die Länge des Stückes – rund zehn Minuten – passt sehr gut, auch das Ende gefällt mir gut – vielleicht weil es in so einem starken Kontrast zu „davor“ steht. Insgesamt unterhält das Stück und ist auch recht kurzweilig. Ob man auch beim Inhalt Spaß hat, sollte jeder selbst entscheiden dürfen – es war eine Uraufführung, man wird sicher noch einige Male dazu Gelegenheit haben.