Der Anlass für Kristine Tjøgersens Komposition Habitat, gespielt vom trio experimental ist, dass immer mehr Lebensräume zerstört und bedroht werden. Dazu gehört an erster Stelle natürlich unsere Lunge der Erde, der Amazonas Regenwald. Dieser ist ein Lebensraum für Flora und Fauna. Es gibt aber auch Habitate für Menschen, welche in naher Zukunft keine Perspektive haben. Viele Süd-Ostasiatische Inseln mit ihren Bewohner*innen haben durch den ansteigenden Meeresspiegel bald kein bewohnbares Land mehr.
Tjøgersen betrachtet die wärmste Gegend Deutschlands, setzt Geräusche aus Freiburg ein. Genauer gesagt Vogelgezwitscher. Dies ist ziemlich einzigartig, genauso wie unsere bedrohten Habitate. Ihre Musik beim Ultraschall Musikfestival im Silent Green wirkt diese teils unorthodox. Der Violinkörper wird mit dem Stab geschlagen, die Musik nimmt erst an Fahrt an und verblasst dann komplett. Dies erinnert an die fast grenzenlose Vielfalt an Lebewesen im Regenwald, welche durch die Abholzung extrem bedroht ist, weshalb es im Amazonas immer stiller wird. Außer man hört auf die Geräusche der unzähligen Motorsägen. Jedoch sollte es immer Hoffnung geben. Diese spürt man auch im Stück. Jetzt ertönt fließende Musik und die Tierwelt erwacht wieder, sozusagen. Zudem wird eine Geige durch einen Synthesizer ausgetauscht. Und die vorhandenen Geigen werden durch den Geigenbogen gerieben und geklopft. Dies wirkt wieder unorthodox, genauso wie der Glaube, dass Freiburg ein bedrohtes Habitat ist. Tatsächlich hat Tjøgersen die Geräusche aus der aufblühende Stadt genommen, wie der Moderator es sagt, weil diese uns Hoffnung schenken. Denn in der Stadt mit dem neugebauten Europapark-Stadion sind erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit ein sehr wichtiges Thema. Nur ein Beispiel dafür ist Freiburg Vauban, eine Solarsiedlung für nachhaltige Stadtentwicklung.
In Tjörgensens Stück sind auch Münzgeräusche zu hören, welche auch für den Reichtum Baden-Württembergs und insbesondere der Kaiserstuhlumgebung stehen können. Der Abschluss wird durch viele kleine Geräusche gekennzeichnet. In der Aufführung denke ich direkt an Hilfeschreie von Tieren gedacht. Besonders an diejenigen, welche ihr Habitat notgedrungen verlassen müssen, weil die von dem Menschen verdrängt werden. So muss uns allen klar werden, dass ein Weiter-so nicht mehr möglich ist, sonst wird es in naher Zukunft keine diversen Lebensräume für Tiere, Pflanzen, aber auch den Menschen geben!