
Noch vor dem Eröffnungskonzert des Festivals morgen treffen wir das NOTOS Quartett – natürlich über Zoom. Das Ensemble wird den Auftakt des Konzerts gestalten. Heute konnten wir schon einen kleinen Einblick in das Konzertprogramm der vier Musikerinnen und Musiker erhalten. Die drei Stücke sind alle modern – aber komplett verschieden. Auch wenn wir die Qualität durch unsere digitalen Möglichkeiten, also eine Videokonferenz, kaum hören können, sind wir alle sehr beeindruckt. Auch wenn die Klangqualität auf dem Weg zu unseren Laptops verloren geht – die Energie und die Leidenschaft, die die vier Musiker verspüren und zum Ausdruck bringen, bleiben.

Antonia, Andrea, Philip und Sindri vom NOTOS Quartett hat es tatsächlich geschafft, unsere Vorfreude auf das morgige Konzert zu wecken. Die Musiker befinden sich während des Interviews in ihrem Probenraum, sie sitzen alle vier dicht beieinander – ein mittlerweile ungewohnter Anblick für uns alle. Das gibt uns ein Stück Normalität zurück, genauso wie, dass nach so langer Zeit wieder ein „Konzert“ stattgefunden hat – nur für uns. Die Musiker geben spannende Antworten auf all unsere Fragen. Sie erzählen von ihren Auftragswerken, wie sie mit der derzeitigen Lage zurechtgekommen sind. Das Ensemble wirkt sehr harmonisch – sie sprechen sich vor jeder Frage mit Blicken ab, wer antwortet, ergänzen sich gegenseitig oder stimmen sich zu. Man merkt, dass sie alle Spaß an dem Interview haben, denn sie lachen bei einigen Fragen oder auch über ihre eigenen Antworten.
Ich möchte wissen, ob Konzerte mit Uraufführungen besonders aufregend seien, da eine besondere Verantwortung gegenüber dem Komponisten entsteht, das Stück besonders gut zu spielen – oder ob diese Konzerte entspannter seien, da niemand außer dem Komponisten und den Musikern selbst die Fehler bemerke. Bei dieser Frage lachen die vier besonders und antworten, dass sie alle selbst ihre größten Kritiker seien und die größten Erwartungen von ihnen selbst kommen. Es mache keinen Unterschied, ob der Komponist noch lebe oder nicht, ob noch nie jemand zuvor das Stück gehört habe oder nicht. Diese Frage hatte ich mir schon seit längerer Zeit gestellt und ich finde die Antwort toll, denn sie zeigt, dass man Musik nicht für andere spielt, sondern eigentlich nur für sich selbst!
Ich konnte aus dem Interview also sogar etwas mitnehmen und habe gleichzeitig vier tolle Menschen kennengelernt, die alle einen sehr sympathischen Eindruck machen. Das steigert meine Vorfreude auf morgen sogar noch mehr – auch die Musiker erzählen von ihrer Freude, morgen endlich wieder ein Konzert zu spielen. Auch, wenn dann der Gegenspieler fehlt, wie sie das Publikum nennen. Es sei schwer, eine Balance zu finden zwischen Aufnahmen, bei denen alles perfektioniert wird, und Online-Konzerten über Zoom, deren Qualität der Musik eigentlich nur schadet. Es sei somit eine tolle Möglichkeit, beim Ultraschall Festival zu spielen und durch das Konzert wieder ein Ziel gefunden zu haben, etwas, aus dem sie neue Energie für die kommende Zeit schöpfen können, denn Konzerte – so sagt das Ensemble – seien für Musiker ein Ziel, aber auch eine Energiequelle.