Um diese Frage zu beantworten, muss man in den kleinen Raum mit der Glasscheibe gehen, der an (fast) jeden Konzertsaal angrenzt. Denn jedes Konzert des Festivals „Ultraschall Berlin“ wird ja bei rbbkultur und Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt. Das, was die Hörer*innen in den nächsten Wochen hören werden, sind im Normalfall Aufnahmen der Konzerte. Trotzdem laufen bei den Proben ständig Tontechniker*innen des Radios über die Bühne oder sitzen in ihrem Tonstudio und geben Anweisungen. Warum?
Die Proben dienen nicht nur den Musiker*innen als Übung der Konzertsituation; auch die Tontechnik wird in den Proben aufgebaut wie im Konzert. Dafür stehen vor dem Cembalo, der Harfe, der Paetzoldflöte und der Querflöte jeweils ein Mikrophon, um die Klänge aufzunehmen. Im besagten „Raum mit Glasscheibe“ sitzen zwei Tontechniker*innen. Sie können aus ihrem kleinen Zimmerchen die Probe von oben beobachten. Um mit den Musiker*innen bzw. mit denjenigen, die die Bühne aufbauen kommunizieren zu können, benutzen sie Funkgeräte. In dem kleinen Kämmerchen ist ein großes Mischpult aufgebaut, auf dem jedes der Mikrophone sichtbar ist mit einem eigenen Regler verbunden ist. Aufgabe der Tonregie ist es nun, den Klang der einzelnen Instrumente so einzustellen, dass ein für das Radio passender Mischklang entsteht.
Falls ein Saal keinen Raum für die Tonregie besitzt, ist das Team in einem Übertragungswagen untergebracht. So zum Beispiel im Radialsystem. Hier sitzen die Techniker*innen in einem Ü-Wagen und sehen das Geschehen auf der Bühne über Kameras. Sie kommunizieren, wieder über Funk, mit dem Minguet Quartett und Jeremias Schwarz, die auf der Bühne für ihr Konzert Proben. Über einen Bildschirm sehen sie, was auf der Bühne geschieht. Die Schwierigkeit ist hier, die Klänge aufzunehmen, die die Flöte macht. Dazu gehören zum Beispiel Knistern mit Alufolie oder das Schlagen auf ein Mikrophon. In jedem Fall liest aber eine*r der beiden Techniker*innen während der Probe die Partitur mit, um zu verfolgen, welche Klänge gewünscht sind. Dann werden zum Beispiel einzelne Instrumente lauter gedreht oder mit einem Hall versehen. „Gib uns mal noch ein bisschen Cembalo!“, hieß es zum Beispiel während der Probe des Österreichischen Ensembles für neue Musik im Heimathafen.
Das digitale Mischpult kann die eingegebenen Informationen speichern und so kann die perfekte Klangzusammenstellung für das Konzert am Abend verwendet werden. Wenn das Konzert gut läuft, werden die Aufnahmen des Konzertes ausgestrahlt. Wenn den Musiker*innen während des Konzertes ein schlimmes Missgeschick passiert, werden manchmal Teile der Probenaufnahmen in die Aufnahme des Konzertes eingesetzt und eine Zusammenstellung der besten Teile wird gesendet.
Fakt ist, dass die Tontechniker*innen in ihrem Zimmer für die Radioaufnahmen zuständig sind, die in den nächsten Wochen zu hören sind.