
Eine Harfe ist bekanntlich ein Instrument, Rituale dagegen sind Handlungen, die wir immer wieder tun. Auf den ersten Blick haben beide Dinge nichts miteinander zu tun. Dazwischen kommt der Komponist Samir Odeh-Tamimi. Damit ändert sich alles. “Ich hätte nie ein Stück für Harfe geschrieben”, sagt er, und doch ist es da. Ein Harfensolo vom feinsten mit eigenartigen Komponenten, die es braucht, um ins Ultraschall Festival zu passen.
Harfenistin Anna Viechtl aus dem Zafraan Ensemble gab den Impuls. Sie wünschte sich aus ganzem Herzen ein Solostück von Samir Odeh-Tamimi. Dieser konnte ihr den Wunsch natürlich nicht abschlagen. Ihre Hartnäckigkeit und eine Idee ließen das Stück entstehen. Dieses Stück funktioniere nur für die Harfe, erzählt der Komponist. Ein Instrument, das normalerweise nicht im Vordergrund steht und selten als Solo agiert, wird mir vom Komponisten in ein neues Licht gerückt. “Bei der Harfe ist es so schön, dass ein Ton bleibt, nicht wie beim Klavier, wo er vergeht. Die Harfe ist in dem Moment.”

Es geht um das Auseinanderziehen der Akkorde und das Kraftvolle Spielen mit Händen als auch mit dem Fuße. Den Namen Efrah hat es bekommen und so passt er, nicht nur als arabisches Wort für Zersplitterung…
Ein etwas älteres Werk ist Rituale. Ein mächtiges Stück voller Höhen und Tiefen. Dynamisch, aufbrausend und groß. Mit jedem Schlag des Trommelwerks fühlt es sich an, als wäre man gefangen in etwas, was größer und mächtiger ist als man selbst.
Die Stärke dieser beiden Musikstücke scheint markant zu sein für den Komponisten, denn auch das Harfenstück Efrah entblößt für das Instrument eine ungewöhnliche Stärke und Kraft. Die Musik Odeh-Tamimis ist nicht in eine Schublade zu packen. Er selbst erklärt: “Es ist alles da, aber wenn man meine Musik hört, würde ich nicht sagen: Das ist europäisch. Aber arabisch ist es auch nicht. “
Seine Einflüsse kommen aus seiner Heimat, dem heutigen Israel, bis hin zu Griechenland, wo er Jahre verbrachte. Deutschland und vor allem Berlin sind fester Bestandteil seines Lebens geworden und er lässt sich von den vielen kulturellen Reibungen als auch vom großen Kulturspektrum Berlins inspirieren. Ein wichtiges Element im Schaffen des Künstlers sind Erinnerungen. Sie bleiben uns im besten Fall ein Leben lang und nehmen nicht nur auf Komponisten Einfluss. “Ich finde dass Erinnerungen etwas sehr Schönes sind und ich kann diese Erinnerungen wirklich ausleben durch meine Musik. “