Heute Abend tritt die wahrscheinlich ungewöhnlichste Instrumentenkombination des Ultraschall 2019 auf: Die Schalmei, ein Holzblasinstrument des Mittelalters und das Akkordeon, ein Instrument, das es samt seinen Vorläufern erst 200 Jahre gibt. Dieses spielt Margit Kern.
Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Besetzung?
Margit Kern: Katharina Bäuml, die vor allem in der Renaissancemusik unterwegs ist, hat sich sehr dafür interessiert, was man mit der Schalmei in der neuen Musik alles machen kann und ich interessierte mich umgekehrt sehr für die Musik vor 1600. Wir haben uns kennengelernt und zuerst einmal geguckt, wer wir sind und was uns in der Musik wichtig ist. Dabei haben wir beschlossen, dass wir uns als Musikerinnen so interessant finden, dass wir zusammen ein erstes Projekt geplant haben. Ganz ursprünglich war unser erstes Projekt “Miniature” tatsächlich so gedacht, dass wir ein Projekt zusammen machen. Aus diesem Projekt ist unsere Zusammenarbeit gewachsen, die ja jetzt auch schon über acht Jahre anhält. Die Idee dazu war eigentlich Experimentierfreude.
Wie schwer ist es, für diese Besetzung Stücke zu finden?
Margit Kern: Es gibt keine Stücke. Es gibt noch nicht einmal eine historische Schnittmenge der beiden Instrumente und das ist eigentlich auch das unglaublich Spannende daran. Also dass die Instrumente aus zwei ganz verschiedenen Welten kommen und wir festgestellt haben, dass wir nichts transponieren können, was unseren Instrumenten ähnlich ist wie z. B. Oboenliteratur. Wir haben herausgefunden, dass es ganz toll ist, eben diese ganz alte Musik zu transkribieren, weil sie ohnehin auf eine vielfältige Besetzung angelegt ist. In der neuen Musik haben wir festgestellt, dass wir anfangen müssen oder anfangen wollen, Komponisten zu fragen, ob Sie für uns Stücke schreiben und da sind inzwischen schon über zwanzig Stücke für uns entstanden.
Was macht Ihr Programm außer der Besetzung so besonders?
Margit Kern: Wir haben ein Programm gebaut, das viel ineinander übergeht, weil uns wichtig ist, dass man diese Gleichzeitigkeit dieser unterschiedlichen Zeiten so erleben kann. Das ist der Grund, weshalb wir die Stücke ineinander fließen lassen, sodass man auch mal Momente hat, bei denen man nicht so genau weiß, wo man eigentlich ist. Das ist uns von der Programmgestaltung ein wichtiges Anliegen. Wir wollen kein Werke-Abhören, sondern tatsächlich ein Werke miteinander in eine gemeinsame Form bringen, die dann die Zeit, aus der die Stücke stammen, vergessen lässt. Das finde ich an der Musik etwas so wundervolles.
Haben Sie vorher viele andere Kombinationen ausprobiert?
Margit Kern: Ich habe vorher viel Solo gespielt. So eine Begegnung, bei der es bei zwei Musikern so einrastet, ist eine Glücksstunde im Leben. Da muss man die Chance ergreifen und festhalten.