Schon bei der Probe des Stückes „Stroh“, das 2012 von Carola Buckholt komponiert wurde, fiel mir eine Gesangstechnik auf, die eher nach dem Knarzen einer Tür, als nach der menschlichen Singstimme klang. Obwohl… Ich konnte mir eigentlich beim besten Willen nichts vorstellen, das so klang (Türen klingen anders). Und doch passte die Technik irgendwie in die Komposition. Sie gab dem Stück eine gewisse Erdung und schien die hohen sopranistischen Klänge auf sonderbare Art mit dem Boden zu verbinden.
Erst der Workshop, den die Vokalsolisten uns am Freitagabend gaben, brachte Licht in die Dunkelheit. Als wir nämlich danach fragten, wie denn dieses seltsame Geräusch erzeugt worden sei, zeigte uns Guillermo Anzerona (Bariton) nur die Partitur, zeigte auf eine Notenverbindung und sagte: „Strohbass.“ Ob unserer verwirrten Gesichter zufrieden, grinste er und erklärte dann, dass der Strohbass eine Gesangstechnik sei, bei welcher der Sänger zwei Töne gleichzeitig singen könne. Einen hohen, klaren und einen tiefen, „knarzigen“.
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