Marc Sabats „Asking ocean“ steht in einem relativ konventionellen Klang, was Instrumentierung, Spielweise und auch die Struktur betrifft. Auch eine Melodie und Dramaturgie ist erkennbar. Im Gegensatz zu Turgut Ercetins Stücken, die von Pausen, Dissonanzen und neuen Spielweisen beherrscht sind. Es gefällt mir.
„Asking oceans“ ist grundsätzlich ein eher langsames Stück. Das namengebende Motiv des Meeres kommt durch eine leichte Schwingung in der Tonhöhe der Streicher immer wieder zum Ausdruck. Es beginnt als Klangteppich, der sehnsüchtig und friedlich klingt. Vor meinem inneren Auge erscheint das Bild der Landschaft Cornwalls: Eine grasbewachsene, hügelige Steilküste, ruhige See, vielleicht ein kleines Dorf, in der leichten Brandung schaukelt ein traditionelles englisches Fischerboot, im frühsommerlichen Sonnenaufgang. Dieses Bild beschrieben auch mehrere andere Zuhörer nach dem Konzert.
Nah einer Weile beginnen die Spieler, orientiert an der Cellistin, langsam ihre Instrumente zu verstimmen. Dadurch kommen langsam Dissonanzen hinzu, was dazu führte, dass das Stück Fahrt aufnimmt. Das liegt auch daran, dass die Notenwerte kürzer werden. Die See in der landschaftsmalerischen Gestalt von „Asking ocean“ wird etwas unruhiger, der Wind frischt auf. Dieses Verstimmen wird kontinuierlich bis zum Ende durchgeführt. Hierbei nimmt Sabat Rücksicht auf die eher geringere Fähigkeit des Menschen, sich an Neues zu gewöhnen, so sagt er uns anschließend, als wir ihn danach fragen. Er führt die ungewohnte mikrotonale Klangumgebung sehr behutsam ein. Das macht das Stück durchweg angenehm zu hören, hat aber auch zur Folge, dass dreimal der Eindruck erweckt wird, als sei das Stück vorbei. Das Publikum traute sich deswegen am Ende besonders lange nicht, zu klatschen, weil es erwartete, vielleicht auch hoffte, dass „Asking ocean“ doch noch nicht vorbei sei.
Es war auf jeden Fall eine rundum gelungene Aufführung.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.