Barbara Lüneburg stellt sich in Ihrem Konzert bei Ultraschall einer Doppelherausforderung.
Was war die verrückteste/ schwerste Sache, die Sie mal auf der Geige gespielt haben?
Also… Ich habe beim Geigen gesteppt, gepfiffen und in diesem Konzert werde ich singen, und dieses Stück ist schon ziemlich krass, muss ich sagen, also zum Spielen und auch einfach zum Darstellen auf der Bühne. Ich meine, ich bin ja keine Sängerin, aber ich muss das irgendwie rüberbringen, und das ist auch eigentlich viel zu hoch für mich, das Stück. Das heißt, jedes Mal bevor ich dieses Stück spiele, muss ich 1-2 Monate vorher Gesangsunterricht nehmen. Und weil ich nie bisher das Geld dazu hatte, habe ich es immer Onlinekurse gemacht und jeden Tage verschiedene Übungen für die Stimme, damit ich das überhaupt singen kann. Somit ist das hier schon so ziemlich das Wildeste. Und ansonsten, habe ich mal mit einem kleinen Minibogen spielen müssen, einem Spielzeugbogen, der war nur eine Handbreite groß. In dem Stück mussten wir unter den Saiten spielen und jeder normale Bogen hätte nur gerade so drunter gepasst, und das wäre zu riskant gewesen.
Ist es schwierig, bei diesem Gesangsstück gleichzeitig zu singen und zu spielen?
Ja… Ich habe neulich den Part einer Sängerin gezeigt, und die sagte „okay das ist ein Part für eine ausgebildete Sängerin“. Gleichzeitig ist das auch ein wahnsinnig virtuoser Geigenpart, also mache ich wirklich zwei Sachen auf einmal und von daher ist das eins der schwersten Stücke, die ich je gespielt habe.
Was sind die Gedanken hinter Ihrem Stück „The Slice of Life“?
Das ist der Anfang einer Multimediashow die ich machen werde, die heißt „The Slices of Life“. Da geht es um Identität, und das ist nicht nur eine Komposition, die ich da mache, sondern das ist ein großes künstlerisches Forschungsprojekt. Ich habe da meinen Blog und Social Media-Kanäle, wie Facebook, Twitter, Instagram, Tumblr und so, das ist wirklich viel zu bedienen, von daher habe ich jetzt auch eine Kollegin dabei, die mir helfen kann. Die Idee dahinter ist, dass wir versuchen, weltweit Leute zu animieren, mit kreativ zu werden und uns Material für diese Show zu schicken. Und dann haben wir überlegt: Welches Thema würde wirklich jeden interessieren? Identität ist etwas, womit sich jeder früher oder später in seinem Leben auseinander setzt. Das kann alles sein, also Gender oder Religion, einfach alles. Und dann fordern wir sie auf, uns Texte und Bilder zu ihren Visionen zu schicken. Und wir wollen, dass es nicht einen Künstler gibt, sondern es gehört dann auch ein bisschen der Community.
Spielen Sie lieber E-Violine oder Violine?
Also, das ist ein großer Unterschied, wie auch bei Gitarre und E-Gitarre. Das sind zwei unterschiedliche Instrumente, die E-Violine hat einen ganz anderen Klang und auch eine anderen Spieltechnik. Und man hört sie nicht direkt am Ohr, das hat mich anfangs wahnsinnig gemacht, weil man sich selbst nur über die Lautsprecher hört. Ich habe immer gedacht, man hört mich nicht. Ich mag die akustische Geige lieber, aber in manchen Stücken hat die akustische Geige keine Chance.
Bei dem Formel-1 Stück, wie ist das, so ein Rennauto zu steuern?
Mir macht das einfach total Spaß. Es ist nicht so, dass ich keine Musik mehr mache, ich habe das schon im Ohr, was ich da produziere. Ich versuche mich dann zu erinnern, wie das klingt, wenn ein Formel-1 Wagen anfährt, und das kann ich dann steuern.
Wie übt man denn dann solche Stücke?
Dieses Stück kann ich tatsächlich nur mit der Technik üben, also wenn ich alles sehe. Ich muss da ausprobieren und schauen, wie ich die verschiedenen Töne zum Video spiele.
Aber tut das dann nicht manchmal weh, wenn man auf der Geige herumschabt?
Nee, ich mache das alles wahnsinnig kontrolliert. Ich habe eine wahnsinnige gute klassische Ausbildung gehabt und ich weiß dann immer ganz genau, was ich tue und habe sehr gute Kontrolle über meinen Bogen. Ich mache auch nichts, was meiner Geige schaden könnte. Den Bogen kann man schnell neu bespannen lassen, aber wenn bei der Geige was kaputt geht, ist das teuer und auf Dauer macht es die Geige nicht besser. Ich habe für meine Doktorarbeit eine CD gemacht mit 130 Streichmöglichkeiten
Welches war da die speziellste?
Bei einer musste ich eine E-Gitarrensaite unter die Saiten weben und dann kann man nicht mehr normal spielen, aber dann entsteht ein unglaublich schönes Geräusch, wie ein Wind, der vorbeizieht.
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