Wie genau klingt eine Krankenhaussirene? Oder das Zischen beim Öffnen einer Flasche?
Wir sind so gewohnt an diese Klänge, dass wir sie oft nicht mehr bewusst war nehmen.
Im Konzertsaal haben diese Geräusche eine Auszeit von ihrer alltäglichen Funktion, und können so anfangen noch eine ganz andere Wirkung zu entfalten. Hört man zum Beispiel ein „Tatütata“ so hält man normalerweise Ausschau nach dem herannahenden Krankenwagen, um nicht im Wege zu stehen. Doch im Konzertsaal kann man diesen Klang einfach genießen und ihm zuhören, ohne gleich zu handeln. Simon Steen-Andersen versteckt eine Vielzahl, dieser alltäglichen Geräusche in seinem Werk „Double up“. Plötzlich läutet eine Haustürklingel, dort wird ein Glas eingeschenkt und mal hört es sich so an, als ob jemand an einem Radio drehen würde und nicht weiß, welchen Sender er einstellen soll. Da vernimmt man für ein paar Sekunden ein klassisches Programm, und dann gleich wider das typische empfangslose Rauschen.
Irgendwann fange ich als Zuhörer an, speziell nach diesen gewohnten Geräuschen zu suchen und bin amüsiert, wenn ich welche entdecke und widererkenne.
Der Komponist Steen-Andersen lässt das Orchester diese Alltagsgeräusche auf geniale Weise komplettieren und imitieren. Das Deutsche Symphonie Orchester spielt „Double up“ mit genau der richtigen Mischung aus Witz und Präzision.
Besonders schmunzeln musste ich, als die Streicher anfangen zu „schnaufen“. Alle Streicher fahren zur gleichen Zeit einheitlich mit dem Bogen über ihre Seiten, und es klingt so, als müsste sie nach einem Dauerlauf wieder zu Atem kommen.
Im letzten Teil konzentriert sich Steen-Andersen nicht mehr auf einzelne Klänge, sondern erschafft aus ihnen den durchgehenden Klangteppich, den wir tagtäglich in unserer Umgebung war nehmen. Das Prinzip der endlosen Verdopplungen erschöpft sich, denn die einzelnen Geräusche vermischen sich bis zur Unkenntlichkeit- da ist dann ein musikalisches „Tatütata“ kaum noch heraushörbar.
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