Hitze lässt die Luft flimmern. Sie ist unerträglich, lässt alles scharf Umrissene zu unscharfen Silhouetten, alles Vertraute, klar Abgegrenzte zu konturlosen Formen verschwimmen.
Doch sind wir keineswegs in einem südlichen Land, genau genommen herrscht eigentlich winterliche Kälte vor.
Wir befinden uns vielmehr, zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester, im Haus des Rundfunks in Berlin. Und die flirrende Hitze entspringt hier nicht der Phantasie eines sehnsuchtsvollen Zuhörers, sondern der Feder des Schweizer Komponisten Michael Pelzel. Dessen Werk …chatoiments de l´air… wird in seiner endgültigen Fassung uraufgeführt.
Leise, fast verhalten beginnt es und zieht den Zuhörer nach und nach unweigerlich hinein in die Atmosphäre eines schwülen Sommertages. Einen „Flirrklang“ mit „subtilen Klangübergängen“ wolle er schaffen, sagt der Komponist im anschließenden Bühnengespräch mit Moderator Andreas Göbel. Diese Vorstellung setzt er nicht nur konsequent und ausdrucksstark in seinem Werk um. Und das DSO in Kammerbesetzung funkelt bei dieser auch für ein Orchester dieses Formats zweifellos nicht geringen Herausforderung.
Apropos Herausforderung: natürlich ist …chatoiments de l´air… auch oder vielleicht gerade für den geübten Zuhörer eine Aufforderung zum Umdenken, zu Aktivität und Auseinander-setzung. Doch schon Helmut Lachenmann bezeichnete Schönheit als „Abwesenheit des Gewohnten“.
Auch ein anderer zentraler Aspekt von Pelzels künstlerischem Schaffen zeigt sich in diesem Werk deutlich: die Beziehung der Solostimmen zum Orchester. Es wird hier immer wieder neu interpretiert. Mal scheint es ein Frage-Antwort-Verhältnis zu sein, mit dem Orchester als reagierendem Element, dann ist es wieder eher die Weiterentwicklung eines Impulses, der allerdings in beiden Fällen von den Solostimmen ausgeht.
Ein Klangteppich, atmosphärisch wie musikalisch außergewöhnlich dicht, intensiv. Zuhörer, die in einen flirrenden Sog geraten. Eine rundum gelungene Uraufführung, mit einem großartigen Kammerorchester des DSO.
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