Zuerst liegt nur ein leichtes Flirren in der Luft wie die Hitze, die sich im Sommer über die Straßen legt. Doch dann schwillt es immer mehr an und die Luft beginnt zu vibrieren. Die Violinen sind wie der Wind, der einem die Haare aus der Stirn bläst und die Wolken über den Himmel jagt. „Ein gewaltiger Luftdruck, ein Klangstrom.“ So zumindest beschreibt der Komponist Michael Pelzel sein Stück …chatoiements à l’air…, das gestern Abend im Großen Sendesaal im Haus des Rundfunks uraufgeführt wurde. „Die drei Punkte im Titel stehen beide Male für den inkonkreten Klang“, erklärt der Schweizer Komponist. Jeder könne damit etwas anderes in Verbindung bringen, den Titel vielleicht sogar noch ergänzen. So, wie jeder auch eine andere Erinnerung an einen schönen Sommertag hat.
Schillern in der Luft, so die Übersetzung, erinnert an eine Hitze, die jegliche Konturen der Dinge verschwimmen lässt. Und ebenso schillernd ist auch der Klang. Man hat den Eindruck, dass aus einem Luftflimmern nur einzelne Instrumente des Deutschen Symphonie-Orchesters hervorklingen. Im ganzen Saal liegt eine Leichtigkeit, die sich kaum in Worte fassen lässt. Das Publikum scheint den Atem anzuhalten, während die erste Geige den Takt vorgibt und kurz darauf die übrigen Instrumente einsetzen. Und dann ist es für einen Moment wieder Sommer. Für einen Augenblick kann ich den Winter in Berlin vergessen. Die Kälte, den Regen, das Grau. Und erst später merke ich, dass ich mir, wenn auch ganz unwillkürlich, meine Strickjacke ausgezogen habe.
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