Daniel Gloger, Countertenor sang bei Ultraschall Berlin eine außergewöhnliche musikalische Purcell Girlande und spannte somit den Bogen von Alter zu Neuer Musik.
Wie ist es zu diesem ungewöhnlichen Projekt gekommen?
In Kloster Rayaumont in der Nähe von Paris gibt es eine Stiftung, zu der Komponisten jeden Sommer hingehen um sich von berühmten, großen Komponisten Anregungen zu holen und zu studieren. Diese Stiftung wollte ihr 50- jähriges Jubiläum feiern, und dieses Purcell Stück ist ein Feierstück, dass gut zu der Idee und dem Geist von Rayaumont passt. Sie haben Stipendiaten aus den letzten 50 Jahren gebeten, zu diesem Stück von Purcell etwas zu schreiben. Das musste natürlich kurz sein, denn wenn jeder Gratulant zehn Minuten schreiben würde, wäre das zu viel. Auch das Original ist ja sehr kurz.
Besteht nicht die Gefahr, dass sich die Stücke gegenseitig überlagern?
Dies könnte passieren, doch ich finde, dass dies gut gelungen ist. Die Stücke sind sehr, sehr unterschiedlich. Manche sind nahe an Purcell, andere gar nicht. Manche haben sehr viel Energie, andere hingegen sind sehr, sehr ruhig, aber sie wirken Von meinem iPhone gesendet
Haben Sie eine Lieblingsminiatur?
Ich versuche jeder gerecht zu werden. Doch ob ich ein Lieblingsstück habe, kann ich jetzt nicht so sagen. Mit gefallen ruhige Stück oft sehr gut. Gerade „Henry in the sky with diamonds“ finde ich genial, da die Idee so einfach ist. Ich singe ganz normal den Purcell, und die Töne sind dann ausgehalten von den Instrumenten, dazu bekommt das ganze etwas Psychodelisches. Gerade das Zitat der Beatles, die Anspielung auf LSD, passt sehr gut dazu.
Was ist für Sie das Reizvolle daran, gerade Neue Musik zu interpretieren?
Ich finde toll, dass im Normalfall das noch nie jemand vor mir gemacht hat. Deshalb versuche ich auch, Noten sehr genau zu lesen und zu gucken, was genau sich der Komponist vorgestellt und gewünscht hat. Es ist dann die erste Aufführung, denn erst wenn Musik erklingt, ist sie ja auch Musik. Geschriebene Musik ist nur die Hälfte und einen wahnsinnigen Reiz hat genau das Ausprobieren. Meine Kinder probieren auch Sachen aus, es ist bei ihnen dann ein sehr kindlicher und ein sehr fröhlicher Umgang mit Musik und der Stimme. Wenn man klassische Musik singt, muss man immer den gleichen, perfekten Klang präsentieren, und alle wollen, dass es „perfekt, rund und schön“ klingt. Macht man etwas anders, wie zum Beispiel Maria Callas, ist dies schwierig. Die Probleme, die dann auftauchen habe ich alle nicht. Ich kann immer sagen: Das ist meine Lesart, ich habe das mit dem Komponisten so erfunden.
Interpretieren Sie ausschließlich Neue Musik, oder auch Alte Musik?
Ich interpretiere gerne und so oft ich kann Alte Musik. Doch die Welt der Musik ist ein bisschen in Schubladen geteilt. Die Alte Musik ist eine sehr klare Schublade, in der bestimmte Leute das wahnsinnig gut machen. Sie beschäftigen sich mit den alten Quellen und Handschriften, doch da bin ich „rausgerutscht“. Doch wenn ich Alte Musik singe, versuche ich, wie bei der Neuen Musik, dies mit einem frischen Blick und als Mensch von heute zu machen. Anders geht das gar nicht.
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