Mit zeitgenössischer Musik ist es wie mit kontemporärer Kunst: Die meisten wissen, dass sie sie nicht verstehen. Die wenigsten glauben, sie zu verstehen. Und mir verursachen sie Kopfschmerzen.
Beeindruckt hat mich aber vor allem das letzte Werk des gestrigen Abends, Tenebrae von Klaus Huber mit der Sorgfalt, die ihm innewohnt. Sowohl die leisen als auch die lauten Klänge sind feinstens auf einander abgestimmt, wie ein modernes Kunstwerk aus tausenden Pinselstrichen. Es wird eine komplexe Szenerie aus Emotionen impressionistisch dargestellt, so deutlich, dass sie den Zuhörer wahrhaftig Schrecken spüren lässt. In jener Beeinflussung der Gefühle seiner Zuschauer scheint das System der Arbeit von Klaus Huber zu liegen, welches sich subtil hinter dem Sprunghaft-Chaotischen, dem oberflächlich Wahrgenommenen, versteckt.
Der Gehstock kommt mit dem Komponisten auf die Bühne, zitternd von ihm umklammert. Letztendlich ist es nur Klaus Hubers Körper, der schwächelt – seine Sprache, trotz schwieriger Verständlichkeit, trägt als Inhalt eine beißende Direktheit, die Charakter zeigt, was sich m Gespräch mit dem Festivalleiter Andreas Göbel. Tenebrae, was übersetzt Finsternis bedeutet, und das Geburtsjahr des Stücks mitten im Kalten Krieg lassen den auf eine politische Bedeutung schließen, die dem Stück wohl anhaften müsse. Hubers trockene Antwort auf die vielleicht naive Frage des Moderators: Er habe wohl nie ein politisches Werk geschrieben.
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