Ein junger, sportlich gekleideter Japaner mit Hut ist Hikari Niyama, jung, dynamisch, und so weiter. Vor allem ungewohnt ist seine Erscheinung, quirlig, scheinbar unkonzentriert, nie wirklich an einem Ort. Vielleicht liegt das an seiner Spannung, sein Stück zum ersten Mal aufgeführt zu wissen. Im Gespräch mit seinem japanischen Übersetzer (ein halbes Leben in Europa gelebt, spricht der Komponist dennoch nur wenig Englisch) ist die Hälfte des Gesprochenen nicht zu verstehen, da die beiden sich vornehmlich auf Japanisch unterhalten. Die Fragen zum Hintergrund, zur Bedeutung des beachtlichen Musikstückes ziehen häufig Antworten nach sich, die nicht mehr viel mit dem ursprünglichen Thema zu tun haben. Nicht dramatisch, da Hikari Niyama durch sein Sprachrohr eine gute Schilderung seiner Gedanken gibt. Der Name “Kojiki”, der auf Japanisch sowohl der einer Legende ist als auch “Bettler” bedeutet, war für das Stück charakterbildend: Es handelt von einem Bettler, der auf der Straße mit den Gottheiten über sein Schicksal hadert. Das erklärt den Kontrast zwischen leisen Harmonien und brüllenden Dissonanzen, den Einsatz von Trillerpfeifen, Handmixern und alltäglichem Schlagwerk aller Art, die vom Techno entlehnten rasanten Rhythmen und am Schluss den Knall aus einer Schreckschusspistole – die Götter haben den Bettler wohl nicht erhört.
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